Bio-Lebensmittel
„Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“ (Werbung der Zentralen Marketingagentur der deutschen Chemieindustrie in den 70er Jahren)
Der Begriff Bio-Lebensmittel ist eigentlich doppelt gemoppelt, denn „Bios“ bedeutet, aus dem Griechischen übersetzt, „Leben“. Insoweit liegt eine Tautologie vor wie z.B. bei den Begriffen „Geschäft ist Geschäft“ oder „Männer sind Schweine“ oder „meine Frau fährt unfallfrei Auto“ (letztes ist sogar ein Paradoxon). Wahrscheinlich war von den Urhebern des Begriffs intendiert, bei Feministinnen, Birkenstock-Sandalenträgern und einigen anderen Akademikern und Blaustrümpfen unterschwellig das Gefühl aufkommen zu lassen, es handele sich bei Bio-Lebensmitteln um besonders lebenswichtige Nahrungsmittel. Wir werden später noch sehen, warum.
Abgrenzung zu anderen Lebensmitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei Bio-Lebensmitteln handelt es sich um alle Arten von speziell etikettierten Getränken und Nahrungsmitteln, die die menschliche Mundhöhle Richtung Verdauungstrakt verlassen, um dem menschlichen Körper Wasser und/oder Ballaststoffe, angereichert mit mehr oder weniger vielen Vitaminen, Proteinen und Mineralien zuzuführen. Von den Bio-Genussmitteln grenzen sie sich dadurch ab, dass Genussmittel keine oder nur wenige lebenswichtige Bestandteile enthalten, es sei denn für Michael Jackson, Rainer Werner Fassbinder, Janis Joplin, Harald Juhnke, Jimmy Hendrix und Curt Cobain. Demnach handelt es sich qua Definition bei folgenden Lebensmitteln niemals um Bio-Produkte, selbst wenn sie so bezeichnet sein sollten:
- Hormonzäpfchen, Clenbuteroltabletten und anabole Steroide
- Vanillepudding von BASF
- Käse aus Bayern
- Tomaten aus Holland
Papiertaschentücher zählen jedoch, falls sie mit „Bio“- gekennzeichnet sind, zu den Bio-Lebensmitteln, weil sie aufgrund einer ernährungsphysiologischen Analyse der Universität Hohenheim zumindest mehr verdauungsanregende Ballaststoffe beinhalten als Hollandtomaten.
Die Wissenschaft ist sich noch nicht schlüssig darüber, ob Aspirin plus C, Sanostol sowie menschliches Sperma den Nahrungs- oder eher den Genussmitteln zuzuordnen sind. Zumindest für ein Drittel der genannten Produkte soll es darüber 2012 in London einen von Harvard Universität und Fraunhofer Gesellschaft gemeinsam durchzuführenden Feldversuch im Olympischen Dorf geben.
Wissenschaftlich einheitlich beurteilt wird dagegen neuerdings die Zurechnung zu den Nahrungsmitteln für folgende Produkte, falls sie das Bio-Siegel tragen:
- Rotwein in Frankreich
- Bier in Bayern
- Saure Gurken im Spreewald
- Opium in Bad Kundus
Wissenschaftlich stark umstritten ist die besonders in Indien vertretene These, beim eigenen Urin handele es sich um ein Nahrungsmittel. Dabei wird u.a. auf Mahatma Gandhi (1869 – 1948) verwiesen, der mit der regelmäßigen Einnahme eigenen Urins immerhin 79 Jahre alt wurde – ein damals für Indien geradezu biblisches Alter. Die Negierer der These behaupten allerdings aufgrund einer DNA-Probe, ohne die Einnahme von Eigenurin wäre Gandhi 97 Jahre und vier Monate alt geworden, so dass es lediglich als Genussmittel zu klassifizieren sei; außerdem sei Urin von Natur aus steril und enthalte daher gar keine Nährstoffe. Die Streithähne übersehen dabei jedoch, dass der Geist Gandhis noch heute lebt und politisch wirkt – besonders bei den friedliebenden indischen Atomstreitkräften.
Ein Abgrenzen von Bio-Lebensmitteln zu Medikamenten ist schwierig. Als übereinstimmende Empfehlung der Verbraucherzentralen Ellwangen und Ziegenhain kann gelten, dass es sich um ein Medikament handelt, sobald die Packungsgröße kleiner als 10 cm x 7,5 cm x 2,5 cm ist und der Preis unverhältnismäßig hoch erscheint. Als Faustregel gelten dabei mehr als € 1,50 pro zehn Gramm Wirkstoff.
Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Herstellen von Bio-Lebensmitteln stellt die Produzenten derzeit wegen der steil steigenden Nachfrage vor fast unlösbare Aufgaben wegen der knappen Lagerfläche für die Rohware. Man weicht daher auf stillgelegte Truppenübungsplätze z.B. in der Oberpfalz und im Fläming aus. Das von der Fernreiseagentur „Y-Tours“ erwünschte „Bombodrom“ bei Wittstock/Dosse (ehemaliger sowjetischer Truppenübungsplatz) zum Üben des Abwurfs von Bio-Lebensmittelbomben über Afghanistan oder über dem Indischen Ozean am Horn von Afrika musste daher nach jahrelangem politischen Kampf aufgegeben werden.
Das Geheimnis der effizienten Herstellung von Bio-Lebensmitteln besteht für den Produzenten darin, möglichst großer Gebinde handelsüblicher Rohware habhaft zu werden, um den Einstandspreis zu minimieren. So sind z.B. „1.437 Tonnen Hollandtomaten“ oder „16 Tonnen Pfifferlinge aus Tschernobyl“ oder „10 Hektoliter handdestillierter Wodka aus Izmir“ gängige Lots. Die langen Transportwege mit ihrem mehrfachen Unterbrechen der Kühlkette führen zwangsläufig dazu, dass die Rohware bei Eintreffen am Lager- und Verpackungsort teilweise unansehnlich und beschädigt ist. Das wird aber teuernd in Verkauf genommen, weil es wegen der Ekelkomponente die Bio-Ware glaubwürdiger erscheinen lässt.
Verpackung und Marketing[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Entscheidend für das wirtschaftliche Überleben der Hersteller von Bio-Lebensmitteln ist ein rasches Verpacken der Rohware, um sie in den Handel (Supermärkte, Reformhäuser, Esoterikstudios und Apotheken) zu bringen. Auch ein spezifischer Versandhandel mittels Fahrrad hat sich lokal herausgebildet.
Die Verpackung hat den gängigen Normen zu entsprechen, wobei sie den Aufdruck „Bio“- enthalten muss. Marktforscher der Fachhochschule Güstrow haben evaluiert, dass außer „Bio“- noch folgende Attribute, besonders in Deutschland, hilfreich für ein Vermarkten sind:
- Natur
- Ökologisch
- Kontrolliert
- Schonend
- Wertvoll
- Frei von...
- Angereichert mit...
Alle diese Begriffe sind für die Zielgruppe im Zusammenhang mit „Bio“- positiv besetzt. Besonders betrifft das die 68er Sandalengeneration, die ihre klammheimliche Freude über den Buback-Mord 1977 mittlerweile beschämt verdrängt und sich in Selbsterfahrungszirkeln nach drei bis sieben gescheiterten Lebensabschnittsgefährdungen wiedergefunden hat. Man bereitet sich nun auf die Rente oder Pension vor, ist aber zu faul, die im eigenen Garten als gefährliche Allergieschleuder wuchernde Ambrosia-Pflanze auszurotten. Denn „Natur“ und „Öko“ ist chic, weil nonkonformistisch und heuchlerisch-bequem. Außerdem erspart es den Gärtner. Aber „kontrolliert“ und „schonend“ müssen unbedingt sein...
Preisfindung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Preisfindung für „Bio“-Lebensmittel hängt vom Grad ihrer Veredelung ab.
Sollte die Rohware nach Anliefern an den Verpackungsort noch einen Verarbeitungsprozess durchlaufen (z.B. das Beseitigen von Schmutz, Schimmel oder Faulstellen, oder – bei Milch – ein Ultrahocherhitzen zum Abtöten von Keimen und Vitaminen), ist das Dranhängen einer 9 an den Einstandspreis der Rohware in €uro einschließlich Transportkosten, geteilt durch zwei üblich. Beispiel: Ein „Bio“-Produzent kauft hundertfünfzigtausend Liter Milch aus einem BSE-verseuchten Stall für € 40.000, kocht, verpackt und etikettiert sie. Er verlangt als Endverbraucherpreis dafür € 400.009 : 2. Das sind ca. € 1,33 pro Liter für die Bio-Vollmilch.
Bei Verzicht auf Weiterverarbeitung, sondern lediglich der Verpackung und Etikettierung der Rohware genügt das Hinzufügen einer 0 an den Einstandspreis der Rohware in €uro, geteilt durch drei. Beispiel: Das billige, geschmacklose, weiße, von Nährwerten und Vitaminen weitgehend freie Sojaprodukt „Tofu“ wird wurstweise oder kugelförmig verpackt und als teurer, geschmackloser, weißer Mozarella von angeblich liebevoll gezogenen italienischen Büffeln verkauft. Einstandspreis € 80.000 für 80 Tonnen = € 1,00 pro Kilogramm. Endverkaufspreis für den Verbraucher € 800.000 für 80 Tonnen : 3 = € 2,65 pro Kilogramm Bio-Mozarella von umhegten italienischen Kuschelbüffeln.
Ein dritter Fall betrifft fertig für den Einzelhandel verpackte Normalware als Bio-Produkte sui generis. Dabei kann durch nachträgliches Aufkleben eines Bio-Etiketts die wahre Herkunft des Lebensmittels rechtssicher vernichtet werden. Hierfür genügt in den meisten Fällen ein Preisaufschlag für den Endverbraucher von lediglich 100%. Ähnlich ist es im umgekehrten Fall, in dem bereits die auf die Vorderseite der Verpackung aufgedruckte Bezeichnung den Verbraucher über „Bio“ täuscht, was jedoch mittels eines kleinen Etiketts auf der Rückseite korrigiert wird (z.B. „Geräucherter Wildlachs aus Schottland“ auf der Vorderseite, und mit kleinem Etikett auf der Rückseite „... aus norwegischen Aquakulturen“). Auch hierbei sind selten mehr als 100% Aufschlag auf den Normalpreis zu entrichten. Das sind die Schnäppchen unter den Bio-Produkten.
Der Snob-Effekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den großen Volkswirten unserer Zeit Gerhard Schröder und Cem Özdemir ist durch vorbildliches Alltagsleben das Beschreiben des sogenannten Snob-Effekts zu verdanken. Er bildet ein Verbraucherverhalten ab, das mit steigenden Preisen auch die nachgefragte Menge bis zu einem Preis-Kulminationspunkt ansteigen lässt. Der Snob-Effekt betrifft nicht nur Trainingsanzüge von Nike, Ledergürtel von Etienne Aigner, Airbus A 400M, Herrenanzüge von Hugo Boss, Polos von Ralph Lauren, Skiklamotten von Willy Bogner, Hamburger Royal TS, Parteibücher der FDP, Lafers bzw. Schuhbecks gutes von hungernden Kindern abgebautes Kalahari-Salz oder in China produzierte Euro-Rettungsschirme mit Knirps-Logo, sondern auch im Lebensmittelbereich das Bio-Segment. Daher darf z.B. ein handelsübliches Gläschen „Pesto Genovese“ aus Genua mit echten Pinienkernen und extra-nativem Lampen-Olivenöl auch mindestens 30% weniger kosten als ein gleich großes Bio-Gläschen mit preiswerten Sonnenblumenkernen und billigem Rapsöl, jeweils natürlich aus angeblich streng kontrolliertem ökologischen Anbau. Getreu dem Leitsatz „What you see is what you get“ („wysiwig-Illusion“) ersetzt das Etikett “Bio” sämtliche Recherchen und das Nachdenken des Käufers über Herkunft und Preis der Ware. Es wirkt als Bargeldenthemmer, Impulskaufrelais und Wohlfühlmagnet.
Erkennen von Bio-Lebensmitteln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das sicherste Erkennungsmerkmal von Bio-Lebensmitteln ist der Preis. Findet man z.B. ein 100-Gramm-Päckchen Butter mit der Aufschrift „schonend molekular zerlegt und angereichert mit Berliner Luft und wertvollen Nährstoffen aus dem Himalaya“ für € 1,99 pro Stück und der zusätzlichen Angabe des Anbieters am Regal „Höchstabgabemenge 10 Kilogramm pro Kunde!“, kann man sicher davon ausgehen, dass es sich um ein nahrhaftes Bio-Lebensmittel handelt, das von Ratiopharm oder Schering bio-chemisch verpackt wurde und daher besonders gesund ist, so lange man es nicht verzehrt.
Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist das äußere Erscheinungsbild von Bio-Produkten. Unkrumme Bananen, viereckige Tomaten oder Würmer im Mehl von Kaufhausregalen sind untrügliche Zeichen für „Bio“, weil sie den von der EU gesetzten Normen widersprechen. Für Obst und Gemüse gelten zusätzlich bestimmte Muster, an denen man „Bio“ erkennen kann. Wenn in einer Plastik-Hartschale eine von fünfzehn wie geleckt aussehenden Möhren eine kleine Faulstelle aufweist, handelt es sich bestimmt nicht um ein Bio-Lebensmittel. Wenn aber fünf Kilogramm Kartoffeln in einem textil grob strukturierten Jutesack vakuumverpackt wurden und einige etliche viele alle Faul- und Matschstellen sowie Keime aufweisen, handelt es sich sicher um ein Bio-Lebensmittel. Dies besonders dann, wenn das Etikett ihm „ökologischen Anbau unter strenger Kontrolle des Bio-Gen-Instituts xyz, frei von schädlichen Bakterien“ attestiert. Gleiches gilt für ein-Kilogramm-schwere Pfifferlinge aus der Nordukraine oder Süd-Weißrussland, wenn sie nachts bei ausgeschaltetem Licht angenehm-grünlich leuchten. Bei Bio-Fleisch ist besondere Vorsicht geboten, wenn es sich um Wild aus heimischer Flur handelt. Denn es könnte gentechnisch verändertes Getreide konsumiert haben, das auf 0,000007% der deutschen Ackerfläche angebaut wird und ist daher potentiell verantwortlich für die viel hunderttausendfachen Mutationen von Föten im Mutterleib (vgl. auch den Film „Rosemary’s Baby“). Unbedenklich sind dagegen Hirschfilets aus Neuseeland, weil das Wild dort mit Kraftfutter von Monsanto gefüttert und kurz nach der Geschlechtsreife von den Jagdaufsehern schonend und liebevoll überfahren wird.
À propos Bakterien: Viele handelsübliche Gewürze werden zum Verlängern der Haltbarkeit, zum Vernichten des Aromas und zum Abtöten von Keimen radioaktiv bestrahlt. Demnach kann man Bio-Gewürze in den Kaufhausregalen sehr leicht finden, indem man einen Geigerzähler benutzt.
À propos Haltbarkeit: Wenn auf einem Bio-Lebensmittel die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums fehlt, liegt das meist nicht an einem Versehen des Verpackers, sondern daran, dass zum Zeitpunkt der Verpackung die Mindesthaltbarkeit bereits abgelaufen war. Das stellt oft ein Alleinstellungsmerkmal von Bio-Lebensmitteln im Gegensatz zum gesunden und unbedenklichen Normalfraß dar. Im Grunde genommen setzen sich damit der tödliche Botulismus und E 605 gegenseitig schachmatt.
Zielgruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bio-Lebensmittel stellen eine wünschenswerte Bereicherung des Nahrungsangebots dar, weil sie folgende Bevölkerungsgruppen tagtäglich, konzentriert vor den Bio-Regalen der Einzelhandelsketten, einer amüsierten Öffentlichkeit wie Tanzbären vorführen:
- Lehrer in verschwitzten Strickpullovern mit Norwegermuster
- Leinenkleidungsträger
- In Klasse 7 frustriert am Leben gescheiterte Walldorfschüler
- Atomkraftgegner
- Homosexuelle Politiker
- Sandalenträger
- Joschka-Fans
- arte-Seher
- VW-Bullifahrer mit selbst ausgebautem Campingteil
- Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst, die mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren
- Mehr als ein Mal Geschiedene
- Lesbische Fernsehmoderatorinnen
- Bundespräsidentinnen
(Mehrfachnennungen möglich)
Die Zielgruppe macht somit ungefähr zwei Drittel der deutschen Bevölkerung aus. Hingegen können lediglich knapp 10% der deutschen Bevölkerung mit echten „Bio“-Lebensmitteln versorgt werden.
Honni soit, qui mal y pense.
Verweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Artikel der Woche 38/2009
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