Do it yourself
Do it yourself, kurz DIY, ist eine moderne Form der Sinn- und Selbstfindung des modernen Menschen. Do it yourself-Tätige werden als DIYer oder "Heimwerker" bezeichnet.
Typologie des DIYers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Haupttypen der DIY-Bewegung teilen sich in drei Hauptströmungen auf. Diese sind Kostenersparnis, Selbstdarstellung und Nachhaltigkeit.
Kostenersparnis-DIY[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dieser Typ des DIYers, auch als "Eigenleister" bezeichnet, ist meistens männlich und glaubt, er könne eine Kostenersparnis erreichen, wenn er Leistungen, für die normalerweise ein handwerklicher Fachbetrieb beauftragt wird, selber vollbringen. Der Hintergrund seines Tuns ist der kein Geld
für den Handwerker zu haben. Es kann in diesem Falle durchaus von DIY als Akt der Verzweiflung gesprochen werden, denn der DIYer hat nicht die Mittel sich Kenntnisse oder geeignete und vor allem qualitativ ausreichend wertige Werkzeuge und Arbeitsmaterialien für seine Projekte zu beschaffen. Von daher muss er sich mit in Handwerkerkreisen als "Schrott" bezeichnetem Gerät und Material aus einem sogenannten Baumarkt behelfen. Das Fachwissen wird entweder ebenfalls dort mittels Beratung durch das Baumarktpersonal (in Handwerkerkreisen als Trottel bezeichnet) oder durch die oberflächliche Inaugenscheinnahme eines sogenannten YouTubefloates, in dem ein selbsternannter Fachmann erklärt, wie der anvisierte Arbeitsprozess abzulaufen hat.
Subtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein besonderer Subtyp des Kostenersparnis DIYers ist der Handwerker-Eigenleister. Dies ist überwiegend ein Handwerker der seine Eigenleistung
im Rahmen seines eigenen Neubaus in seinem eigenen Gewerk erbringt. Das Problem dabei ist, das er dies zwischen dem letzten Feierabendbier und dem ersten Hahnenschrei mit einem überbordenden Maß an Lässigkeit tut. Dies führt dann meistens dazu, dass ein Elektriker die schlimmste Hauselektrik hat und man beim Klempner nie weiß, was aus dem Hahn kommt.
Der zweite, weitaus seltener anzutreffende Subtyp des Kostenersparnis-DIYer, ist der Situative DIYer. Er wird auch als Casual bezeichnet und von allen anderen Typen des DIYers gemieden. Aktiv wird er nur, wenn:
- Die Leistung, die er vollbringen möchte den Auftrag an den Handwerker nicht lohnt oder
- Der Gegenstand, den zu benötigen glaubt, in der gewünschten Form nicht erhältlich ist und
- Für den Gegenstand oder die Leistung im fertigen Zustand eine in seinen Augen unverhältnismäßige finanzielle Gegenleistung notwendig ist.
So gesehen findet die DIY-Aktion aus reinem Trotz statt. Typischerweise werden die DIY-Sessions des Casuals von Schimpftiraden und zuweilen auch durch den Arbeitsbereich fliegenden Werkzeugen begleitet. Für gewöhnlich finden sich im Arsenal des Casuals auch mindestens ein Vorschlaghammer oder eine schwere Spaltaxt für den Fall, dass das angestrebte Arbeitsergebnis gar nicht erreicht werden kann. Grundsätzlich ist er der bodenständigste Typ der DIYer kann aber während seiner Arbeitsvorgänge mit Aktionskünstlern verwechselt werden.
Selbstdarstellungs-DIY[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Selbstdarstellungs-DIYer sieht sich selbst als Connaisseur. Er verfügt über ein breites Wissen über Werkzeugmarken und handwerkliche Techniken und wir sich niemals zu fein sein, andere Heim- aber auch gewerbliche Handwerker auf ihre Fehler und Unachtsamkeiten hinzuweisen.
Sein Ziel ist es, sich selbst in seiner mit Premium-Werkzeugen im Wert mehrerer vollausgestatteten Oberklasselimousine ausgestatteten, geräumigen und immer blitzsauberen Werkstatt sein persönliches Denkmal zu schaffen. Ein Werk, das Generationen überdauert und seine Nachfahren erfürchtig an den längst verstorbenen Ahnen und seine Kunstfertigkeit denken lassen.
Das Problem hierbei ist, dass seine Kenntnisse vorwiegend theoretischer Natur sind und maximal für einen 88,5°-Winkel ausreichen, wo ein 90°-Winkel nötig wären. So heimst er, ist sein Magnum Opus vollbracht, zwar viel Lob von Freunden und Anverwandten ein, sobald sein Ableben jedoch vollzogen ist, fliegt es im Rahmen der Erbstreitigkeiten bald auf den Sperrmüll.
Subtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ein Subtyp ist der Heimwerker-Blogger, der ein ganz besonders großes Auditorium erreichen möchte und deshalb über die Sozialen Medien seine Weisheiten unters Volk bringt. Da die meisten DIYer aber sehr von sich selbst überzeugt sind, erfahren sie so seltenst die ihnen
gebührende Aufmerksamkeit. Aber immerhin dürfen sie manchmal ihre neuen Spielzeuge, die ihnen von der Werkzeugindustrie zur Verfügung gestellt worden sind, präsentieren.
Im schlimmsten Fall berichtet der Heimwerker-Blogger auch über seine Projekte und zelebriert sein ehrenvolles Scheitern beim Aushöhlen eines Baumstumpfes oder der Herstellung einer Schwalbenschwanzverbindung.
Der weniger problematische Subtyp treibt sich in Heimwerkerforen herum und streitet mit Gleichgesinnten darüber, welcher Baumarkt der einzige Erträgliche ist oder warum Marke XY das Maß aller Dinge ist. Oder auch nicht, falls er eine andere Marke präferiert. Eine Bezeichnung für diesen Subtypen im eigentlichen Sinne gibt es nicht, da er sich kaum von anderen Charakteren, die in den Sozialen Medien auftauchen unterscheidet. So gibt es auch hier unter neben normalen Usern Trolle, Vandalen, Spammer und die Sorte User, die mit Vorliebe die Forenleitung beschimpfen.
Basteltanten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Basteltanten sind ein meist weiblicher Typ DIYer, der bei den anderen, meist männlichen, DIYern meist Kopfschütteln und Unverständnis hervorrufen. Die Selbermachermentalität besteht bei diesen Damen meist darin, die Dekorationsobjekte der Heimstatt möglichst selber herzustellen um ihre Kreativität auszuleben. Davor machen sie oft vor der eigenen Brut nicht halt und zwingen diese mit selbstgebastelten Laternen auf den Martinszug zu gehen oder in selbstgenähten Karnevalskostümen zum Rosenmontagszug. Von männlichen DIYern wird diese Form des DIY zumeist gemieden, da hier weder schwere noch laute Maschinen zum Einsatz kommen. Auch findet hier die vom männlichen DIYer in weiten Teilen verschmähte Heißklebepistole
ein hohes Maß an Wertschätzung. Zuweilen treten diese DIYerinnen im Rudel auf. Dieses Phänomen wird als Bastelnachmittag bezeichnet und steht an Gefährlichkeit dem Kaffeekränzchen in nichts nach.
Subtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Basteltante hat einen Subtyp, der als Upcycler bezeichnet wird. Diese DIYer sammeln tatsächlich ihren und anderer Leute alten Müll ein um daraus Gebrauchsgegenstände zu fertigen. Leider sieht man diesen Gebrauchsgegenständen auch immer ganz genau an woraus sie gefertigt worden sind. In diesem Subtyp sind überdurchschnittlich viele Millenials vertreten. In ihrem Selbstbild steht bei diesen DIYern die Nachhaltigkeit ihres Tuns im Vordergrund, den Müll, der nicht auf der Müllhalde landet, trägt ja ein bisschen zur Rettung des Planeten bei, tatsächlich ist jedoch eher so, dass diese jungen Menschen heutzutage einfach nicht genügend Geld verdienen, um als Kostenersparnis-DIYer aufzutreten und auch nicht die handwerklichen Fähigkeiten haben, irgendetwas richtig zu machen.
Idioten-DIY[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Diese Bezeichnung versammelt diejenigen DIYer unter sich, die ohne Expertise an gefährlichen Installationen arbeiten. Darunter fallen insbesondere:
- DIY-Abdecker, da der Umgang mit Aas erstens ekelhaft ist und zweitens gesundheitsgefährdend. Der DIY-Abdecker hat im Prinzip nur die Wahl zwischen einem erbärmlichen Tod durch Milzbrand oder der gesellschaftlichen Ächtung ob der Geruchsbelästigung rund um sein Anwesen.
- DIY-Dachdecker, denn bei denen endet es immer gleich. Entweder regnet es immer noch in die Hütte oder der DIYer fällt vom Dach.
- DIY-Schädlingsbekämpfer, da diese DIYer meistens nicht nur sich selbst sondern auch die ganze Nachbarschaft mit ihren selbstgemischten Hausmittelchen vergiften.
Gerüchteweise sollen auch DIYer, die ohne Sachkenntnis an Strom- oder Gasinstallationen werken unter die Kategorie der Idioten-DIYer fallen. Da von diesen DIYern aber meistens nicht viel übrig bleibt, konnte diese These bis heute nicht abschließend verifiziert werden.
Pseudo-DIY[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Pseudo-DIY(er) ist ein Sammelbegriff für alle Personen, die den Anschein DIY zu betreiben erwecken wollen, in Wirklichkeit aber sehr weit davon entfernt sind. Solche Poser sind:
- Personen, die glauben, ein IKEA-Möbel aufzubauen hätte irgendwas mit DIY zu tun
- Personen, die sogenannte IKEA-Hacks anfertigen, d.h. IKEA-"Möbel" mit irgendwelchem Tand verschönern oder mit ein paar alten Brettern optisch "aufwerten"
- Personen, die Palettenmöbel bauen
- Personen, die ohne Hand- oder Heimwerkerhintergrund in Kleidung der Marke Engelbert Strauß herumlaufen
- Personen, die ohne Expertise mit minderwertiger Farbe Möbel streichen und das völlig unzureichende Ergebnis als "Shabby Chic" oder "Vintage" bezeichnen, um das eigene Unvermögen zu kaschieren.
Gesellschaftliche Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Mach's Dir selber!“
- ~ genervte Gattin über ihren diyenden Ehemann
„Die DIY Die“
- ~ Gewerblicher Handwerker über den DIYer dessen Arbeitsergebnis er gerade richtet
In der Gesellschaft sind DIYer etwa genauso akzeptiert wie Esoteriker, Hobbyköche oder BDSMler. So hat sich rund um die DIY-Szene eine Industrie entwickelt, die den DIYer mit Equipment, Ratgebern und Kursen (Heimwerkerseminare etc) versorgt. Natürlich zu Preisen, die ausschließlich ein überzeugter DIYer dafür zahlen würde. Dem Feminismus sei Dank wenden sich die Veranstalter dieser Seminare auch verstärkt an Frauen, denen das genderkonforme Basteltanten-DIY nicht ausreicht. Diese tragen dann Bezeichnungen wie "Ladies-Night" im Baumarkt.
Grundsätzlich werden DIYer von Nicht-DIYern als harmlose Spinner mit zu viel Zeit aufgefasst. Eine Wahrnehmung als Bedrohung findet nur statt, wenn der DIYer seine geräuschintensiven Tätigkeiten auf die Zeit nach 22:00 Uhr oder den Sonntag ausdehnt.
DIYer untereinander[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Folgende Szene, aufgezeichnet bei einer gesellschaftlichen Zusammenkunft anlässlich einer Jubiläumsfeier, gibt Aufschluss darüber, wie die DIYer zueinander stehen. Sollten Sie die einzelnen DIYer-Typen zuordnen können, sind Sie möglicherweise selber bereits "in der Szene".
Karl [1]: "Die Anette will jetzt eine neue Gartenbank. Ich bau' die selber, die, die du kaufen kannst, sind ja viel zu teuer."
Walter: "Ja, so was habe ich auch vor. Ich habe sie vor fünf Jahren designed und dann das Holz eingelagert. In ein paar Monaten, da kann ich dann die Bretter auf meiner Schleicher[2] Bandsäge zusägen und dann noch ein klein wenig auf meinem Metabo DH 330 Dickenhobel abrichten. Und dann noch ein ganz klein wenig mit dem Festool BS 105 E-Plus Bandschleifer geschlichtet..."
Walter nimmt einen Schluck aus seinem Sektglas.
Torben: "Also ich hab' da neulich auch eine Bank gebaut..."
Walter (leicht echauffiert): "Eine alte Gerüstbohle auf lose aufgestapelte Vollziegel legen zählt ja wohl nicht. Du hast die Steine ja nicht mal im Halbsteinverbund aufgestapelt, wenn du sie ja nicht mal vermörtelt hast!"
Karl: "Und die Löcher bohrst du dann natürlich mit der Festool Quadrill Viergangbohrmaschine?!"
Walter: "Löcher? Was für Löcher?"
Karl: "Na ich dachte, man sollte Schraubenlöcher in Weichholz auch vorbohren, damit es nicht reißt beim Verschrauben?!"
Walter: "Ähhh, ich habe beschlossen, gar nichts zu verschrauben. Nein, nein, Das wird alles mit Schwalbenschwanz verkeilt. Ich recherchiere schon seit einer geraumen Weile, welche Oberfräse wohl die beste am Markt ist. Und wo ich Lamellos brauche habe ich ja schließlich die Lamello Classic X Flachdübelfräse. Aber Quadrill, gutes Stichwort, Gernot, was sagst du als Schreinermeister denn dazu, dass Festool die Quadrill vom Markt genommen hat?"
Gernot (desinteressiert): "Das war die mit den vier Gängen, ja?! Keine Ahnung, hab' schon ewig alles auf Akku."
Torben: "Also der Akkuwahn, der ist ja auch voll schlecht für die Umwelt und so..."
Karl (harsch): "Kannst ja auch wieder mit der Brustleier bohren. Ist aber sehr anstrengend!"
Gernot: "Hmm, kenn ich noch aus meiner Lehrzeit. Schöner Scheiß war das. Was ist denn überhaupt das Thema?"
Karl: "Ach ich will eine Gartenbank bauen. Und du als Schreinermeister..."
Gernot: "Halt! Erstens ich habe Feierabend. Zweitens meine eigene besteht auch nur aus zwei Gerüstbohlen, die ich auf zwei U-Schalen festgedübelt habe. Nach Feierabend habe ich da auch nicht mehr so viel Lust. Aber komm ins Geschäft, wenn du was brauchst."
Gernot setzt sein Bier an und verlässt die Szene Richtung Zapfanlage. Ellie ist der Gesprächsrunde beigetreten und eröffnet.
Ellie: "Der Helmut hat mir letzten Monat eine Gartenbank gebaut. Musste ihn zwar schon überreden, aber seit ich sie fertig gestrichen habe und die Polster drauf sind sieht die ganz hübsch aus. Steht sogar im Wasser sagt er. Und gerade ist sie auch."
Walter: "Also ich hätte ja nur geölt, schließlich will ich die Struktur des Holzes ja erhalten. Ich hoffe der Helmut hat an den konstruktiven Holzschutz gedacht?! Wäre doch schade, wenn die schöne Bank einfach so wegfault. Also ich verwende da..."
Helmut, der in Ellies Schatten dazugekommen ist und sich erstmal seiner Bulette gewidmet hat: "Keine Panik, Herr Professor. Erstens ist der Rahmen geschweißt und nur die Sitzfläche aus Holz. Zweitens Wasser kann abfließen und die Sonne knallt auch nicht drauf. Kann nix passieren."
Walter: "Ah ja, hast du immer noch das alte Elektra-Beckum zum Schweißen? Ich habe mir ja vor einer Weile ein neues Merkle LogiTIG 300 AC/DC geholt. Musste ich zwar Zusätzliche 400 Volt Leitungen für legen lassen, aber das war es mir wert. Nur dieser Elektriker, ich sag's euch. Nur noch Stümper bei den ganzen Handwerkern. Als ich ihm erklären wollte, wie der Fehlerstromschutzschalter arbeitet, hat den einfach nur sein Butterbrot interessiert."
Walter nippt an seinem Sekt.
Helmut: "Ach, zwischendurch war ich wieder bald so weit, das Ding kurzerhand auseinanderzuflexen und dem Schrottsammler mitzugeben. Und für die Latten musste ich auch zum Holzhandel fahren. Lieber da vier gerade Terassendielen geholt als zehn krumme aus'm Baumarkt. Und für das bisschen, was ich schweiße kann sich erst mal aufbrauchen, was da ist. Ich muss ma' weiter."
Helmut verlässt die Szene, da er Gernot an der Zapfanlage entdeckt hat.
Ellie: "Also, wenn du noch Ideen für die Farbgestaltung brauchst, ich habe da in der Gartenzeitschrift ganz tolle Muster gesehen."
Karl: "Nein, ich mach es wie der Walter. Ich will das Holz sehen; die wird geölt"
Torben: "Also ich würde da..."
Walter, Karl, Ellie: "Nein!"
Torben verlässt beleidigt die Szene.
Walter: "Also diese jungen Leute...Aber sag mal Karl, hast du immer noch diese X25 von Fiskars zum Holzspalten? Ich mag den klassischen Holzstiel ja lieber, von daher lasse ich ja nichts auf meine Wetterlings No 146 kommen."
Die ersten Explosionen eines in der Zwischenzeit gezündeten Feuerwerks beenden die Unterhaltung.
Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Norbert Nagelblau: Hammer und Sichel. 1. Auflage 2014, ISBN 6-6102-7529-2
- Karl Knochenbrech: Das große DIY-Lexikon von Abdeckerei bis Zimmerei. Tunnelblick-Verlag, ISBN 8-0938-8162-3
- Mario Barth: Dinge, die selbst mir zu blöd sind. Mario Barth Verlag, ISBN 5-0420-9796-7