Medusa Markt

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„Wie anders, wenn nicht mit religiöser Hingabe, ist es zu erklären, dass sich derart erfolgreich solch überteuerter Gammel verkaufen lässt?!“

~ Charles Darwin über Medusa Markt


Medusa-Markt.png


Der Medusa Markt ist ein der Göttin Medusa geweihter Konsumtempel. Medusa und ihr Bruder Saturn sind die Nachkömmlinge eines Seitensprunges von Mammon, welcher der Metro beiwohnte. Um die Medusa hat sich ein Kult gebildet, der drauf und dran ist, der katholischen Kirche den Rang abzulaufen. Zahllose Gläubige pilgern täglich zu ihrem Tempel, um von ihrer verehrten Schutzpatronin das so erhebende Schnäppchengefühl zu erbitten. Dieses stellt sich in der Regel ein, nachdem im Tempel sündhaft teure Devotionalien (Fernseher, Computer, Handys, Digitalkameras, Audiogeräte, etc.) erworben wurden. Man könnte diese zwar anderswo billiger bekommen, doch das gute Gefühl dazu gibt’s nur im Medusa-Markt.

Die Gläubigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Anhänger des Medusa Kultes zeichnen sich durch selbstlose, aufopferungsvolle Hingabe aus. So kaufen sie in religiöser Verzückung bereitwillig technologisch veraltete Ware für ein Vielfaches des marktüblichen Ladenpreises und legen ihrer Angebeteten huldvoll ihr Geld zu Füßen, auf das sie gesegnet seien mit langanhaltender Schnäppchenfreude. Dabei singt ein jeder erfürchtig sein persönliches Mantra, bestehend aus Postleitzahl, Kontonummer und persönlichen Vorlieben.

Unerklärlicherweise sind 94 % der Gläubigen auch gleichzeitig Bildzeitungsleser und Lottospieler.

Die Göttin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medusa1.jpg

Medusa ist eine launische und egomanische Göttin von bezaubernder Anmut und hochmütigem Stolz. Allzu geizige Pfennigfuchser straft sie mit Vorliebe mit funktionsuntüchtigen Geräten. Ihr ergeben zu Füßen liegende Pilger belohnt sie aber großzügig mit der Vergabe von Persönlichkeitsprothesen und der erbaulichen Befriedigung des Hamstertriebes. Der Anblick ihres von Schlangen bedeckten Hauptes lässt jeden in Erfurcht erstarren, welcher sodann in selbstzerstörerischem Wahn ins Innere ihres Tempels eilt, um irgendetwas zu kaufen. Es reicht auch schon aus, ihren sirenenhaften Gesang im Äther zu hören, um sich unwiderstehlich zum Tempel hingezogen zu fühlen. Heerscharen von Gläubigen sind ihr bereits verfallen. Dass ihr Antlitz und ihr Gesang immer präsent sind, dafür sorgt der „Orden“. Eine an das Layout der Bildzeitung erinnernde, wöchentlich erscheinende Glaubensschrift[1] zirkuliert unter den Gläubigen und verbreitet die frohe Kunde:

Es wird alles immer billiger! Kommt und holt es euch! Schnell! Bevor es ein anderer wegschnappt! Kauft und seid glücklich! Denn konsumieren heißt Leben! Kauft euch Freude und Lebenssinn! Belohnt euch für eure harte Arbeit!

Der Orden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eingeweihte erkennen sofort: In diesem Symbol verstecken sich die Zeichen M und O, die Initialen des Medusa-Ordens.

Der Orden repräsentiert die Priesterschaft des Medusa-Kultes. Er ist streng hierarchisch strukturiert, vom obersten Hohepriester bis hinab zum frisch eingetretenen Novizen. Gläubige, die den Tempel betreten, werden von den rot gewandeten Mönchen des Medusa-Kultes herzlich in Empfang genommen und ins Innere (wo es so schön glitzert) geleitet. Dort animieren sie dann beispielsweise zum Kauf von gewaltigen Stereoanlagen, die in einer Mietwohnung zwar niemals ihr volles Potential entfalten können, aber schließlich macht ja allein der Besitz glücklich und andere neidisch.

Bevor ein Mönch im Tempel arbeiten darf, muss er erfolgreich sein Noviziat abgeschlossen haben. Dieses dauert drei Jahre, in denen er mantrische Sätze immer und immer wieder zu wiederholen lernt:

  • „Nehmen Sie die Hifi-Boxen ruhig 'ne Nummer größer, dann hat auch ihr Nachbar was davon.“
  • „Die billigen Druckerpatronen sind aber nicht dokumentenecht, nehmen Sie lieber die Originalpatronen vom Hersteller, da sind sie auf der sicheren Seite.“
  • „Jaa, der iPod-Shuffle ist der günstigere MP3-Player, aber der hat kein Display. Da sehen Sie ja gar nicht, was Sie hören!“
  • „Es ist eigentlich völlig egal, für welchen Plasmafernseher Sie sich entscheiden, die sind eh alle gleich … Nehmen Sie halt einen, dessen Farbe Ihnen gefällt.“
  • „Da müssen sie zum Ordensbruder aus der Computerabteilung. Nein, ich weiß nicht, wo der gerade ist.“

Im letzten Jahr seiner Ausbildung erfährt der Novize seine Einweihung in die hohe Kunst der gekonnten Verwirbelung von technischen Details. Denn nur Geräte, die sich nicht miteinander vergleichen lassen, geben dem Gläubigen das Gefühl, etwas Einzigartiges erworben zu haben.

Unterview[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uncyclopedia ist es gelungen, ein Unterview zu arangieren mit Bruder Bonifarce, Prior der großen Medusa-Basilika in München:[2]

Audio-input-microphone.svg Unterview 
exklusiv und ungekürzt!
Weitere Unterviews
Bruder Bonifarce, im Garten seines Landhauses

Uncy: Bruder Bonifarce, in Zeiten zunehmender Kirchenaustritte, kann sich der Medusa-Kult einer wachsenden Anhängerschaft erfreuen. Woran, glauben Sie, liegt das?

BB.: Nun im Gegensatz zur christlichen Kirche, die ihre Anhänger von vornherein als sündige Lämmer betitelt und ihnen bei sterbenslangweiligen Predigten in verstaubten Hallen vehement Schuldgefühle einredet, bietet der Medusa-Kult eine Atmosphäre der Freude und des Verständnisses für die Nöte des modernen Menschen.

Uncy: Was für Nöte sprechen Sie da an?

BB.: Schauen Sie, der moderne Mensch möchte mit der Zeit gehen, und dazu gehört nun mal der Erwerb von innovativer Technologie. Aber deren Komplexität überfordert einfach viele Menschen und macht ihnen Angst. Und genau diese Angst können sie im Medusa-Tempel ablegen, unsere Mönche sagen ihnen in verständlichen und einfachen Worten was gut und was schlecht ist und was sie kaufen sollen.

Uncy: Das klingt als behandelten Sie die Kunden, pardon Gläubigen wie unmündige Kinder, nicht?

BB.: Nicht jeder hat das Zeug zum mündigen Bürger. Achten Sie einmal darauf: Viele Menschen wollen, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen, was sie gut finden sollen, was sie denken sollen … Wir leisten da einfach nur Beistand …

Uncy: In der Tat eine interessante These. Doch Kritiker bemängeln oft überzogene Preise…

BB.: Das sind nur neidische Zeitgenossen, die sich ärgern, daß sie nicht selber auf dieses Konzept gekommen sind. Aber gestatten wir uns doch einmal die Frage: "Was sind uns gute Gefühle wert?" Ich kann es Ihnen sagen: Eine Menge Geld! Schauen Sie doch nur mal die Fußball-WM oder -EM an: Wir bezahlen Millionen an unsere Fußballspieler, damit sie uns jubeln lassen. Im Medusa-Markt sind gute Gefühle schon für kleines Geld zu haben. Und seien Sie mal ehrlich: Was wollten Sie sonst mit ihrem sauer verdientem Geld anfangen, als sich damit Glückseligkeit zu verschaffen?

Uncy: Ein ehemaliger Mitarbei…, Verzeihung, Mönch gab einmal zu Protokoll, dass Profis mit Besserwisserdiplom und sonstige Klugscheißer bei Ihnen gar nicht gern gesehen wären.

BB.: Nächste Frage bitte.

Uncy: Ich darf einmal Karl Kardinal Lehmann zitieren: "Der Orden der Medusa ist bloß eine Saubande arbeitsscheuer Bauernfänger, die die Märchen, die sie den Kunden erzählen selber gar nicht glauben! Für sie ist der ganze Medusa-Humbug nur Mittel zum Zweck, um ihre eigenen Taschen zu füllen! Das Einzige, woran diese Leute glauben, ist Geld!"

BB.: Also eine derart blumige Polemik kann ja nur von einem kommen, der von unserer geliebten Göttin sicherlich zurecht gestraft wurde, ob seiner anmaßenden Haltung. Solche mißgünstigen Egomanen machen sich selbst das Leben schwer, aber andere dafür verantwortlich.

Uncy: Bruder Bonifarce, ich danke für das Gespräch!

BB.: Nichts zu danken, und schauen Sie mal wieder bei uns vorbei!

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Pantheon
Pantheon.jpg
Dieser Artikel ist Artikel der Woche 29/2008
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