UnBooks:Der Außendienstler

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Dies ist die Geschichte eines Mannes der tut, was getan werden muss. Seine Auftraggeber verstecken sich hinter Decknamen wie „der Sachbearbeiter“ oder „der Einplaner“. Man nennt ihn ...der Außendienstler...


Prolog
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...This is the end...My only friend - the end...

Das Telefon hatte geläutet. Mehrmals. Sonntag nachmittags. Totalstillstand. Irgend eine Anzeige spielt verrückt; haut ständig die Sicherheitsregelkreise raus. Der Notdienst - ratlos. Ist am Telefon schwer zu sagen, was da los ist. Der Kunde fuchsteufelswild. Mit leichten Anflügen von Verzweiflung. Klar, Produktionsausfall, teure Sache.


Montagmorgen:
Das Telefon läutet wieder. Bei ihm, dem nächsten verfügbaren Außendienstler.
„Bist du im Moment schon irgendwo verplant?“
„Nein. Bin vorgestern aus Marrakesch zurückgekommen.“
„Und, wie war es da so?“
„Heiß, dreckig, Afrika eben.“
„Und läuft's da jetzt?“
„Och...irgendwie schon. Mal sehen wie lange.“
Der Anrufer lässt ein leises Lachen hören, bevor er weiterspricht
„Hör mal, der ... drüben in ... hat gerade angerufen. Da geht irgendetwas an seiner Anlage nicht. Der Laden steht. Kannst du da heute noch hin?!“
Der Außendienstler antwortet nicht gleich, er zieht erst noch an seiner Zigarette.
Lass mal überlegen. Das sind gute 500 Kilometer von mir hier.“
„Also...mittags ab?“
„Nun lass mich wenigstens noch meine Unterhosen aus der Waschmaschine holen. Ich mach' mich heut' Nacht auf den Weg! Schick mir das Übliche. Hotels, Ansprechpartner, Adresse und was die schon versucht haben.“
„Mach ich. Ich sag dem ... du bist morgen früh bei ihm. Viel Erfolg!“

Der Außendienstler nimmt einen letzten Zug von seiner Zigarette und drückt die Kippe im Aschenbecher aus. Es ist 10:00 Uhr. Er greift zur Kaffeetasse. Um 10:30 ist die Waschmaschine fertig. Der Kaffee schmeckt scheiße; kein Wunder, die Packung hat über zwei Monate offen im Küchenschrank gestanden. Ist aber noch lange kein Grund, die Brühe nicht auszutrinken, man hat schon wesentlich Schlimmeres drinnen behalten. Er schenkt sich noch eine Tasse ein.


1. Kapitel
Die Anfahrt
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...See me ride out of the sunset...

Die ersten hundert Kilometer waren ganz locker. Jetzt steht er seit einer halben Stunde im Stau. Und das obwohl der DLF - neben AFN The Eagle - als einziger Staumelder das ganze Bundesgebiet abdeckt. Aber nicht mal das Navi hat rechtzeitig Alarm gegeben. Na ja, was soll man auch machen, wenn der ein paar Positionen weiter vorne am Verkehr teilnehmende Karavan von der ersten kräftigeren Windböe in den Gegenverkehr geblasen wird. Spektakulär über die Mittelleitplanke voll in den heranrasenden Touristenbus.
Der Außendienstler zündet sich eine Gedenkzigarette für die armen Schweine, die gerade in die Kombis verladen werden, an und nimmt einen Schluck aus der Kaffeedose. Viel zu süß, aber wenigstens verbrennt man sich nicht die unteren Regionen, wenn die Büchse mal umkippt. Immerhin ist der ganz rechte Fahrstreifen jetzt wieder frei. Kann also weitergehen. Immer mit der nötigen Gelassenheit. Ist ja nicht die erste Dienstreise. Auch wenn dieser verdammte holländische Volldepp fuffzig Kilometer weiter nördlich den Abflug hätte machen können, dann wäre der Außendienstler schon am Westhofener Kreuz auf die 45 gewechselt. Richtung Siegen. Bis Seligenstadt runter. Ist aber noch ein ganzes Stück zu fahren. 00:00 Uhr und es ist Zeit, mal den CD-Wechsler weiterzuschalten. Motörhead ist ja ganz cool, fängt aber nach einer Stunde an zu nerven.
Seligenstadt. Der Regen nervt tierisch und wie üblich stockt der Verkehr. Natürlich, man sieht ja, dass Flugzeuge den Flughafen in Frankfurt anfliegen. Habt ihr Deppen ja auch alle noch nie gesehen, deshalb müsst ihr ja auch alle glotzen, wie die Mondkälber. Und auf die Bremse latschen.
Der Außendienstler wechselt wieder eine CD weiter und schwenkt jetzt auf Johnny Cash um. Dann tritt er mal richtig aufs Gas und überholt die Mittelspurschleicherin im roten Ka auf der rechten Spur. Olle Zippe, wenn du Schiss hast, auf der Autobahn draufzutreten, dann fahr' halt mit dem Zug. Kurz vor der Auffahrt auf die A3 zieht er dann von ganz links nach ganz rechts und kümmert sich herzlich wenig um die Lichthupe des nur um wenige Zentimeter verfehlten LKW. Die Sonne droht langsam aufzugehen und es sind noch rund zweihundert Kilometer. Wahrscheinlich wird er den obligatorischen Stau bei Würzburg-Kist schon noch mitnehmen. Kein Wunder, da ihn die ganzen Baustellen auf der Drei südlich von Frankfurt (Main) ausbremsen. Egal, da gibt’s eh kein Entkommen, muss man weiter cool bleiben. Am nächsten Rasthof gönnt er sich ein Mettbrötchen - der ultimative Energielieferant um 04:00 Uhr morgens - und einen heißen Kaffee. Und noch 'ne neue Schachtel Kippen, denn die von heute morgen ist leer.
Würzburg. Bei Kist ging es ja noch eben so, aber jetzt, 05:30, Autobahnkreuz Bibelried, das nackte Elend. Zwölf Kilometer, weil so ein LKW eine Baustelle abgeräumt hat. Diese Könige der Autobahn, die nicht in der Lage sind, mal ein paar Minuten gegen sich zu gehen und die Müdigkeit einfach wegzurauchen, diese Sultane der Langsamkeit, die die Sache mit den Elefantenrennen immer noch nicht kapiert haben. Aber den Außendienstler kümmert das nicht. Er gähnt herzhaft und raucht. Eine Hupe hinter ihm ermahnt ihn dazu, weiterzufahren. Etwa zwanzig Meter, dann muss er wieder stoppen. Er schnippt die Kippe durch das zwei Finger breit geöffnete Seitenfenster. Keine Ahnung was ihn dazu verleitet hat, den Start gerade zu verpassen. Er gähnt noch mal und greift nach dem Snickers auf dem Beifahrersitz.


2. Kapitel
Rezeption
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...No! - We're not gonna take it!...

Am Zielort. Majestätisch erhebt sich die lokale ...Anlage, beschienen von der aufgehenden Sonne aus dem Morgennebel. Die Einfahrschleuse locker passiert. Klar, er war angekündigt. Jetzt heißt es, sich beim Betriebsleiter anmelden und dann an die Arbeit. So ein Problem mit den Sicherheitsregelkreisen läuft eigentlich immer auf die selben drei Ursachen hinaus. Müsste sich binnen des Vormittags erledigen lassen. Den Rest des Tages dann im bereits reservierten Hotelzimmer abmatten. Das erste Haus am Platz. Klingt doch ganz gut.
Die Rezeptionistin weiß von nichts. In ihrem Dialekt, der beim Außendienstler Magenkrämpfe und Widerwillen erzeugt, das ganze von einer der Situation leicht unangemessenen Blasiertheit erklärt sie, man habe ihr nicht mitgeteilt, dass man auf einen Monteur warte und der Betriebsleiter Herr Kannebier sitze zusammen mit dem Werksleiter Herrn Direktor Wichtigmann in einer bedeutenden Besprechung mit dem Landrat Herrn Doktor Hampelmeier und der Kreisabfallbeauftragten Frau Grünkern - Dinkelsaat. Der Außendienstler zuckt die Schultern. Er wendet sich der jungen Dame zu, wobei er die Sonnenbrille nicht von den Augen nimmt. Sie muss seine rotgeäderten Augen, die von den Strapazen der letzten Nacht künden, ja nicht unbedingt sehen.
Außendienstler:„Hör'n Sie mal. Wenn es Ihnen egal ist, dass Euer Laden hier steht, dann sagen Sie's ruhig. Dann steig ich wieder in meinen Wagen und fahre nach Hause.“
Rezeptionistin:„Was soll ich hören, Sie impertinenter Mensch Sie...“
Außendienstler:„Ist ihr Herr Kannebier bedeutend genug, eine Sekretärin zu haben?“
Rezeptionistin (pikiert):„Was geht Sie das an?“
Außendienstler (emotionslos):„Dann können Sie der ja sagen, dass ich da bin. Und die kann es dem Herrn Kannebier sagen. Und ich richte mich jetzt mal in meinem Hotel ein.“
Er wirft der Dame einen Blick zu, der ihr Blut vermutlich gefrieren lassen würde, könnte sie seine Augen sehen. Sie blickt auf und verdreht die Augen, als habe ihr ein betrunkener ehemaliger Schulkamerad mit faulen Zähnen und C-Körbchen eben seine Liebe gestanden.
Rezeptionistin:„Also schön, ich hinterlasse Herrn Kannebier eine Memo.“
Der Außendienstler zieht seine Visitenkarte aus der Hemdtasche. Er legt sie auf den Tresen und wendet sich zum Gehen. Ist nicht sein Problem, wenn der Kunde sich selbst unglücklich machen will. Erst mal das Hotel suchen, dann mal weitersehen. Dann, zwei Meter vor der Ausgangstür, hält ihn ein Ruf zurück. Herr Kannebier hat sich gerade eben seinerseits bei der Rezeptionistin nach dem Monteur erkundigt. Wo steckt der Kerl, ist der immer noch nicht aufgetaucht?! Der Außendienstler dreht um und geht gemessenen Schrittes zurück zur Rezeption. Er möchte jetzt bitte zur Messwarte durchgehen, dort warte Herr Meiermüller, der Schichtleiter. Na also, offensichtlich ist man hier doch nicht total bekloppt. Mit einem überlegenen „Na also“ folgt er der Wegbeschreibung der Rezeptionistin.


3. Kapitel
Im Angesicht des Grauens
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...Hey Bro, take it slow...

Der Außendienstler erreicht die Messwarte. Dort sitzt vor einem PC-Monitor ein unauffälliger Mittvierziger. Etwa 1,80m groß, Ansatz einer beginnenden Tonsur, erste graue Strähnen im brünetten Haarschopf. Kleiner Bauchansatz. Brille. Der Außendienstler klopft gegen den nächststehenden Schaltschrank. Der Mann erhebt sich aus seinem Bürostuhl. Er mustert den Außendienstler aus braunen Augen. Ein wenig Neugier schwingt darin mit. Der Außendienstler stellt sich vor. Hr. Meiermüller:„Ah, Sie sind der Monteur von ...“
Außendienstler:„Ja. Ok, wollen wir gleich mal loslegen. Wie lange steht der Laden schon?“
Hr. Meiermüller:„Wer hat denn behauptet, dass der Laden steht? Ne, ne wir verstehen unser Handwerk schon.“
Außendienstler (der sich nicht anmerken lässt, dass er jetzt etwas angefressen ist):„Warum bin ich dann hier?“
Hr. Meiermüller:„Der Hauptbrenner hat Aussetzer. Ich fürchte, dass er ausfallen könnte. Und dann haben wir echt ein Problem. Irgend 'ne Ahnung, was das sein könnte?“
Außendienstler:„Das könnte Einiges sein. Ich fange direkt mal mit der Unwahrscheinlichkeitssteuerung an.“
Hr. Meiermüller:„Also jetzt ist erst mal Kaffeepause. Kommen Sie direkt mal mit zur Cafeteria, nix geschafft haben wir dann immer noch schnell. Ach übrigens, ich bin der Bruno. Du ist doch in Ordnung, oder?“
Außendienstler:„Ja, ist in Ordnung. Also, ich habe das was von Kaffee gehört...“
Eine Stunde später sitzt der Außendienstler mit Bruno dem Schichtleiter vor dem Prozessrechner. Hätte vor ungefähr einem Jahr mal erneuert werden dürfen, das Modell. Aber darum soll sich der Verkauf kümmern, nicht das Metier des Außendienstlers. Der Außendienstler ruft einige Grafiken auf, kontrolliert Grenzwerte und wirft einen Blick in die aktuellen Prozessparameter. Seit einem halben Jahr nichts geändert worden. Das ist schlecht. Sieht so aus, als müsse er sich die Hände doch noch dreckig machen.
Um 16:00 Uhr hat der Außendienstler besagten Problembrenner auf einige häufige Fehler untersucht. Er hat sich die Finger verbrannt und sieht inzwischen aus, als wäre er durch einen Öltank geschwommen. Das Ergebnis: Ein großes rotes Fragezeichen. Es ist fast so, als könne man es über dem Kopf des Außendienstlers leuchten sehen. Bruno ist bereits vor zwei Stunden nach Hause gegangen und hat die Schicht an seinen Kollegen Egon übergeben. Der hat dem Außendienstler einige Zeit interessiert über die Schulter geschaut und dann beschlossen, ihm da ohnehin nicht weiterhelfen zu können. Der Außendienstler baut den Brenner wieder zusammen. Er hat Durst und beschlossen, für heute reichts. Zeit, das reservierte Hotelzimmer in Beschlag zu nehmen.


4. Kapitel
Das Hotel
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...Here's to your destruction...

Das Hotel. Das erste Haus am Ort. Kein Wunder, es ist das älteste Haus seit dem Wiederaufbau der Ortschaft 1950. Der Empfang - verwaist. Das Interieur - rustikal. Auf dem Empfangstresen lümmelt eine Katze herum. Sie schenkt dem Außendienstler keine Beachtung. Er ihr auch nicht. Nach einigem Warten und mehrmaligen Betätigen der Klingel schlurft ein älterer Herr heran. Der Hotelier persönlich. Die Frage nach den Wünschen des Außendienstlers ist eher Routine. Nicht dass die Hütte nicht den Eindruck macht auf jeden Gast angewiesen zu sein um den nächsten größeren Regen zu überstehen. Der Hotelier führt den Außendienstler eine schmale Treppe hinauf, vorbei an der Galerie verblassender Fotos, die die dereinst prominentesten Gäste des Hotels zeigen. Der allerprominenteste von ihnen allen ist definitiv Herr Generalfeldmarschall von Reichenau, der hier auf dem Weg zur Südfront der Ostfront 1941 für eine Nacht Quartier genommen hat, wie der Hotelier nicht müde zu betonen wird.
Das Zimmer: Die Tapete an den Wänden zeigt ein zeitloses Streifenmuster was durch den Gilb aus mehreren Jahrzehnten wunderschön konterkariert wird. Sie fällt an einigen wenigen Stellen bereits von der Wand, aber immerhin ist das Zimmer gelüftet und Schimmel ist nicht auszumachen. Es gibt eine Minibar. Inhalt: Eine Tüte M&M's, eine Flasche Mineralwasser und zwei Dosen Bier. Eine lokale Marke und eine globale. Der Außendienstler kennt und verabscheut sie beide. Auf dem etwa briefmarkengroßen Fersehschirm zeigt ein verrauschtes Bild die Tagesschau. Auch das ZDF ist vertreten, offenbar herrscht in Mainz gerade ein schwerer Schneesturm. Um welche drei anderen Sender, deren Bilder zwischen den einzelnen Schneewehen auftauchen, es sich genau handelt lässt sich nur schwer bestimmen. Der Außendienstler ist sich ziemlich sicher, Pro7 und RTL2 zu erkennen. Bei dem dritten Sender könnte es sich um Bibel TV oder irgendein Lokalprogramm handeln. Irrelevant. Aus der Dusche kommt warmes Wasser und die Toilettenspülung funktioniert. Das ist jetzt von Bedeutung.
Das Abendessen, eingenommen im „Heimatraum“, besteht aus regionalen Spezialitäten. Im Klartext heißt das fettig und von wenig ansprechender Optik. Die neugierigen Blicke am Tisch gegenüber ignorierend - offenbar bekommt man hier Leute von außerhalb nicht oft zu Gesicht - ringt er sich die Entscheidung ab, es noch mit einem Dessert aufzunehmen. Und einem Kaffee dazu. Als das Dessert eine halbe Stunde später zusammen mit dem Kaffee am Tisch steht kann man zumindest sagen, dass das bräunliche Getränk in der Tasse warm ist. Über die braunen Ringe auf dem Teller, die unter einer zähen gelblichen Pampe verschüttet liegen, kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Sie schmecken nicht schlecht. Andererseits, sie schmecken eigentlich nach gar nichts. Das macht die Sache an sich weder besser noch schlechter.
Der Außendienstler ordert noch ein Bier, das er mit auf sein Zimmer nimmt.


5. Kapitel
Neuer Tag neues Glück
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...Gimme death or gimme glory...

07:00 Der Außendienstler macht sich an die Arbeit.
08:00 Der Kondensatdiversifikator ist nicht der Übeltäter. Der Außendienstler zitiert den Betriebsschlosser zu sich.
09:00 Die Infraviolentdetektionseinheit zeigt bei Flamme vollen Ausschlag.
09:30 Der Außendienstler und der Schlosser gehen einen Kaffee trinken.
10:00 Der Außendienstler fragt einen Kollegen am Telefon ob der eine Idee hat, was da los sein könnte. Der hat keine Ahnung. Auch die Konstruktion weiß keinen Rat.
11:00 Die Zentripetalentschleunigungsdüse arbeitet tadellos
12:00 Der Außendienstler macht Mittag.
13:00 Der Ronzkonverter sitzt etwas locker. Ist aber nicht tragisch.
14:00 Der Außendienstler hat eine Eingebung. Er geht zum Prozessrechner und überprüft die Pranzologische Dextralysenzeuse. Nach einer halben Stunde geht er grummelnd wieder zum Brenner.
15:00 Die grüne Filzscheibe arbeitet zuverlässig.
16:00 Auch das große gelbe Stahteil zeigt keine Auffälligkeiten. Der Außendienstler zitiert den Betriebselektriker zu sich.
17:00 Die Ansaugmuffeln weisen kein Fehlverhalten auf.
18:00 Der Außenminister macht Feierabend. Der Außendienstler macht noch eine halbe Stunde.


6. Kapitel
Der Tod ritt Dienstags
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...And don't forget the joker...

Bis kurz vor zwölf hat der Außendienstler keinen Schimmer, was eigentlich gerade schief läuft. Aussetzer kommen und gehen ohne erkennbares Muster, so nach zehn bis fünfzehn Sekunden fliegt der Brenner raus und lässt sich ohne weiteres Aufmucken quittieren. Läuft dann auch wieder ganz ohne Niederträchtigkeiten an, der Schwerverbrecher. Hölle und Teufel, da muss ein ganz gerissener Hund drinsitzen. Dann passiert es. Um 13.21 kommt dem Außendienstler die Erleuchtung. Bei dem nächsten Aussetzer macht er eine zufällige Entdeckung. Mit ein paar Handgriffen gibt er seinem Gegner den Rest. Es ist 14:00 Uhr. Der Außendienstler sucht nach Bruno. Der ist nicht aufzutreiben. Ebenso der Elektriker, der sein Stellvertreter ist. Der Außendienstler verzieht sich in die Messwarte und schreibt seinen Bericht. Dann füllt er sein Stundenblatt aus und sucht jemanden, der sie unterschreiben darf. Er landet in Herr Kannebiers Büro. Jetzt lernt er auch diesen endlich mal kennen. Der blickt mit einiger Missbilligung auf das Blatt und rechnet murmelnd die Stunden zusammen. Dann verabschiedet er den Außendienstler und wünscht eine gute Heimfahrt. Es ist 17:00 Uhr und der Außendienstler beschließt, am nächsten Morgen nach Hause zu fahren. Er verweist noch auf den gefundenen Fehler, den Herr Kannebier sich mit großem Interesse erklären lässt und auch mit Dank die erstellte Dokumentation entgegennimmt.


7. Kapitel
Die Abfahrt
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...from here is a way to eternity...

08:30. Der Außendienstler steigt in sein Auto und lässt den Motor anspringen. Nach einem ausgiebigem Frühstück in seinem Hotel (dreierlei Sorten Wurst und Gouda-Scheibletten) fühlt er sich gestärkt genug den Heimweg in einem Rutsch durchzufahren. Ein letzter Blick in den Rückspiegel zeigt ihm drei Jugendliche, die eigentlich um diese Zeit in der Schule sein sollten. Offenbar macht der Sittenverfall auch vor der Provinz nicht halt, trägt das Mädchen zwischen den beiden Kerlen doch ein Outfit, welches einen Beruf in der Mietgesellschaftsbranche annehmen lässt. Die beiden Kerle an ihrer Seite versuchen krampfhaft böse zu gucken und damit Eindruck bei dem Bonzen in dem großen schwarzen Auto zu schinden. Der Außendienstler öffnet das Seitenfenster einen Spalt breit und lauscht für einige Augenblicke den seltsam unrhytmischen Klängen aus dem billigen Ghettoblaster zu Füßen des rechtssitzenden Jungen. Erinnert ihn ein wenig an den Auftrag, den er damals in den Vororten von Ulan Bator erledigt hat. Vor vier Jahren. Er startet die Stereoanlage seines Autos. Die satten Klänge der Chrome Division übertönen locker das lästige Gedudel.
Hundert Kilometer später klingelt sein Telefon. Der Außendienstler fährt auf den Autobahnparkplatz der gerade vor ihm liegt und nimmt das Gespräch an. In vier Tagen soll er eine Neuanlage in der Nähe von Srebrenica in Betrieb nehmen. Der Außendienstler hat nur eine Frage. Sind Kollegen vor Ort? Als dies bejaht wird, braucht er keine weiteren Fragen mehr zu stellen. Zu Hause wird er unter die Dusche steigen, sich einen Kaffee machen und dann die Waschmaschine anwerfen. Die Flugdaten werden abrufbar sein und auch ein paar wichtige technische Daten. Und dann wird er mal nachschauen, wo genau dieses Srebrenica eigentlich liegt. Sollte auf dem Balkan sein. Und während er einen VW Lupo rechts überholt, gehen ihm die Erinnerungen an Belgrad durch den Kopf. Vor sieben Jahren war er da mal um eine Altanlage zu reparieren. Er tritt aufs Gas. Das freie Stück Autobahn muss man nutzen.


Epilog
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...forever carry on...

Ein halbes Jahr später. Herr Kannebier, Bruno, Egon und der Betriebselektriker stehen vor dem Hauptbrenner, der Fehlzündungen hat. Niemand weiß Rat, warum hat dieser Außendienstler damals auch keine Dokumentation hinterlassen. Nach vier Stunden der Beratung erinnert sich die zufällig vorbeikommende Putzfrau daran, sie habe gesehen, dass der Außendienstler an dem roten Draht gezogen hat. Dem Elektriker kommt ein Einfall. Eine Stunde später fällt der Brenner ganz aus.
Dem Außendienstler stört dieses Problem nicht weiter. Er steigt aus einem Flugzeug. Das Klima Südostasiens trifft ihn wie ein Keulenschlag. Das Einzige, was ihn jetzt im Moment interessiert, ist der Weg zur Gepäckausgabe. Und sein Hotelzimmer, denn der Flug war ziemlich anstrengend.

ENDE


Credits
In order of appereance:
The Doors (The End)
AC/DC (TNT)
Twisted Sister (We're not gonna take it)
Alice Cooper (Hey Stoopid)
Nashville Pussy (Here's to your destruction)
Rose Tattoo (Gimme death or gimme glory)
Motörhead (Ace of spades)
Iron Maiden (From here to eternity)
Manowar (Carry on)
Dieser Artikel ist Artikel der Woche 46/2011
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