Alkoholismus
Ein Alkoholproblem habe ich nur, wenn keiner mehr da ist...
~ Tom Waits über seinen Alkoholismus
„Ich wollte ihn dem dienen, was ich liebe, weil ich sein Geld schon hatte, doch es ward nicht mehr.“
- ~ Nina Petrowna Chrustschowa über den zerkleintstädtischen Whiskysäufer
„Haddu Ärger mit die deinen, trink' dich einen! Haddu Ärger im Büro, trinke zwo! Haddu Ärger mit Partei, trinke drei! Haddu Ärger im Revier, trinke vier!“
- ~ SPD-Genosse über seinen Rotweinkonsum (Die Mengenangaben beziehen sich auf Literflaschen.)
Alkoholismus ist die Bezeichnung für eine Abhängigkeitserkrankung, die von vielen Menschen und Medizinern nicht als solche anerkannt wird, da sie glauben, übermäßiger und krankhafter Alkoholkonsum wäre nur ein Zeichen für den „schwachen Willen“ eines Trinkers.
Merkmale[edit | edit source]
Der Anfang[edit | edit source]
Der Alkoholismus beginnt schleichend und wird vom Alkoholabhängigen oft erst wahrgenommen, wenn ihm täglich der Flaschengeist in Form von Halluzinationen erscheint und er morgens, statt sich die Zähne zu putzen, schon eine Flasche Goldbrand in seinen überreizten Magen hineinschüttet, um das lästige Nervenzittern und die bösen Depressionen wieder loszuwerden. Meistens trinkt der Alkoholiker über eine längere Zeit missbräuchlich, d.h. zu oft und zu viel, bevor ihn die körperliche Sucht mit all ihren Symptomen ereilt.
Viele Alkoholiker beginnen heimlich zu trinken, wenn ihnen ihr „kleines Problem“ bewusst wird, da sie lieber mit sich und ihrem Rausch alleine sind und ihre Sucht vor ihrem sozialen Umfeld verstecken wollen, selbst wenn die ganze Reihenhaussiedlung, der eigene Lebenspartner und auch der gesamte Betrieb schon weiß, „dass der Bernhard ein Säufer ist.“ Die aus seiner Krankheit resultierenden Probleme im Privatleben und Beruf ertränkt der Süchtige mit immer mehr Alkohol und zunehmend verfällt er dem Selbstmitleid und macht alles und jeden - außer sich selbst - verantwortlich für seine alkoholbedingte Misere.
Der Alkoholkranke ist auch sehr geübt im Erfinden von Gründen, mit denen er seinen übermäßigen Alkoholkonsum vor sich selbst und seinen Mitmenschen rechtfertigt. Dazu können traumatische Erfahrungen in der Kindheit ebenso gehören, wie die Niederlage des Lieblings-Fußballvereins und sollte es einmal wirklich keinen plausiblen Grund für die tägliche Überdosis geben - was eigentlich nie vorkommt - wird der Trinker schnell einen Streit mit einem ihm nahestehenden Menschen vom Zaun brechen oder sich an eine verstörende Begebenheit aus seiner Kindheit erinnern, um eine neuerliche Rechtfertigung für sein selbstzerstörerisches Tun zu haben.
Die Lüge und der Selbstbetrug[edit | edit source]
Die Lüge ist des Alkoholikers bester Freund und ist ausschließlich durch die Selektive Wahrnehmung des Kampftrinkers motiviert. Da die Beschaffung und der Konsum von Alkohol in den Mittelpunkt des täglichen Lebens rückt, wird der Alkoholiker alles versuchen, sich und seine besorgten Mitmenschen davon zu überzeugen, dass man „alles im Griff“ und „kein Problem“ mit Alkohol habe, auch wenn er selber schon lange spürt, dass er ohne seinen besten Freund zu nichts mehr in der Lage ist. Begriffe wie Moral und Aufrichtigkeit lösen sich mit dem langsamen Absturz des Trinkers zunehmend auf und weichen einer degenerierten, verlogenen Persönlichkeit, deren einziges Ziel die Vertuschung der Sucht ist.
Viele Trinker beginnen damit, sich Alkoholdepots in ihrem häuslichen Umfeld oder am Arbeitsplatz einzurichten, damit immer ein Schlückchen griffbereit ist und die gefürchteten Entzugssymptome gar nicht erst auftreten können. Um die nicht zu vermeidende Alkoholfahne abzumildern, wird der geübte Spiegeltrinker immer ein Päckchen starker Pfefferminzbonbons bei sich führen, die er nach jedem größeren Schluck aus dem Büroflachmann zu lutschen beginnt. Das vertreibt den Alkoholgestank zwar nur geringfügig, gibt aber dem Säufer ein besseres Gefühl, obwohl die Mischung aus Pfefferminzbonbons und Doppelkorn bei weitem auffälliger ist als der Alkoholdunst selbst und dem angegriffenen Säufermagen auf Dauer den Rest gibt.
Neurologie[edit | edit source]
Durch den Konsum von Alkohol bilden sich im Gehirn sogenannte Sucht-Synapsen aus, die mit jedem Vollrausch weiter wachsen. Diese Synapsen wollen gefüttert werden und senden ständig Signale aus, die den Alkoholiker dazu zwingen, sich mit der nötigen Menge Alkohol zu versorgen. Auch der sogenannte Suchtdruck, also das gierige Verlangen nach Alkohol, wird von diesen Synapsen ausgelöst und hält oft noch Jahre an, wenn der Trinker sich schon längst selber trockengelegt hat aber dennoch immer wieder von Suchtattacken heimgesucht wird. Das Suchtgedächtnis eines Alkoholikers speichert die schönen Erinnerungen an exzessive Trinkgelage und blendet all die schlechten Erfahrungen aus. So wird sich der Trinker bestens daran erinnern, wie er mit seinen Kumpels am Strand von Malle 3 Eimer Sangria geleert und danach an der Strandpromenade einheimischen Schönheiten in den Ausschnitt gespien hat, doch der grausame Kater am Tag darauf, der von heftigen Depressionen und wilder Zitterei begleitet war, wird in seiner alkoholischen Amnesie untergangen sein.
Körperliche Symptome[edit | edit source]
Spätestens wenn er nachts zitternd und halluzinierend im Bett liegt, nicht schlafen kann und kalter Schweiß seinen dehydrierten Körper bedeckt, sollte sich der Alkoholiker eingestehen, dass er ernsthaft krank ist. Beim Blick in den Spiegel wird der Trinker durch seine geröteten Augen zunehmend zerplatzte Äderchen in seiner Gesichtshaut entdecken sowie ein Anschwellen seines Riechorgans (Säufernase) feststellen. Ein hartnäckiger Trinker ist auch durch eine ihn bedrohende irreversible Leberzirrhose nicht vom Alkoholkonsum abzuhalten und den Dauerschmerz in seiner geschwollenen rechten Rumpfhälfte trinkt er sich konsequent weg, was aber irgendwann nicht mehr notwendig ist, da die Leber in den Streikzustand tritt und die notdürftige Entgiftung des verseuchten Körpers gänzlich verweigert. Meist staut sich dann das Blut, welches nicht mehr durch die verschrumpelte, hoffnungslos verengte Leber gepumpt werden kann, in der Speiseröhre, bis in dieser schließlich eine Arterie platzt und im Kreise der nunmehr Hinterbliebenen für ein beängstigendes Blutbad sorgt. In der Endphase seiner Krankheit befällt den Alkoholiker andererseits auch oft der Tremor - ein unkontrollierbares, rhythmisches Zittern - oder das Korsakow-Syndrom - ein der Bewusstlosigkeit ähnelnder Zustand mit totalem Gedächtnisverlust und Störungen des Sprachzentrums - sowie Fehlfunktionen von Organen wie Leber, Lunge, Niere und Milz. In diesem Stadium ist es viel zu spät für eine Rückkehr des Alkoholikers ins „normale“ Leben und der behandelnde Arzt rät dem so Zerstörten oftmals dazu, sich schnell und gründlich tot zu saufen.
Die Co-Abhängigkeit[edit | edit source]
Nicht nur die Alkoholiker selber sind abhängig von ihrem Suchtmittel, auch die Lebenspartner und das familiäre Umfeld der Säufer geraten in den Strudel der Abhängigkeit und entwickeln gestörte Verhaltensweisen, um die Sucht der Erkrankten vor der Außenwelt zu verbergen und das eigene Gefühl von Scham und Minderwertigkeit zu überspielen. So wird eine co-abhängige Ehefrau, die ihren verkaterten Mann am Morgen nicht aus dem verschwitzten Ehebett bekommt in dessen Firma anrufen und dem Personalchef gekonnt vorlügen, ihr Mann hätte eine schwere Erkältung und könne erst in 3 Tagen wieder zur Arbeit erscheinen. Daraufhin wird sie in der nächstgelegenen Trinkhalle eine Flasche Wódka für ihren Gatten erstehen und ans Bett des sauer liegenden Säuferwracks bringen. Auf unangenehme, die Sucht ihres Gatten betreffende Fragen wird sie mit Ausflüchten und Allgemeinplätzen antworten, denn ihre oberste Prämisse ist die Verharmlosung und Negierung der Suchtkrankheit ihres Mannes, deren Akzeptanz und Bekämpfung zu tiefgreifenden Veränderungen, auch in ihrem Leben, führen würde. Die Kinder von Alkoholikern werden oftmals aktiv in die Alkoholbeschaffung eingespannt und müssen am Stammkiosk ihrer Eltern für Nachschub sorgen. Nicht selten führt das bei diesen Kindern sehr früh zur eigenen Alkoholsucht, denn die ständige Sauferei ihrer Eltern scheint diesen Kindern völlig normal und nachahmenswert.
Trinkertypen[edit | edit source]
Der Spiegeltrinker[edit | edit source]
Der Spiegeltrinker konsumiert sein Suchtmittel möglichst unauffällig und trinkt gerade so viel, dass er keine Entzugssymptome verspürt aber noch in der Lage ist, die alltäglichen Dinge des Lebens zu erledigen. Langjährige Spiegeltrinker haben einen Dauerpegel von ca. 2,0 Promille, was bei normalen Zeitgenossen schon einen dezenten Vollrausch auslösen würde, den Spiegeltrinker aber glauben lässt, er sei nüchtern und fit. Schon morgens gleich nach dem Aufstehen schüttet dieser Trinkertyp einen Schoppen Wein oder einen kleinen Jägermeister in sich hinein, was seinen überreizten Magen zwar leicht ansäuert, ihm aber die bösen Entzugsgeister der meist kurzen Nacht vertreibt.
Vor allen Dingen Frauen gehören zu dieser Trinkergruppe, denn gerade sie müssen ihr Alkoholproblem besonders gut verstecken, da der Alkoholismus bei Frauen von der Gesellschaft bedeutend negativer bewertet wird als die Kavalierstrunkenheit der Männer.
Der Kampftrinker[edit | edit source]
Dieser Typ trinkt sich regelmäßig besinnungslos und wacht oft an Orten wieder auf, die ihm fremd und bedrohlich erscheinen. Das können Ausnüchterungszellen, Notaufnahmen von Krankenhäusern oder Rinnsteine sein, aber auch Parkbänke und fremde Betten gehören zu den Orten des bösen Erwachens des Kampftrinkers. Dieser Trinkertyp hat jegliche Selbstwürde und Kontrolle über seine Sucht verloren, erleidet fast täglich komplette Filmrisse, bei denen alle Informationen aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht werden und baut binnen kurzer Zeit körperlich und geistig so sehr ab, dass ihn alsbald das Korsakov-Syndrom oder der Tremor ereilt. Kampftrinker neigen auch dazu, wild um sich zu speien, wenn ihr revoltierender Magen das zugeführte Nervengift nicht mehr bei sich behalten will. Diesem Trinkertypus ist es komplett egal, was seine Umgebung von ihm denkt, da er diese sowieso nur noch sehr verzerrt durch einen alkoholischen Schleier wahrnimmt.
Der gepflegte Trinker[edit | edit source]
Dieser Trinkertyp ist Meister des Selbstbetrugs und wird sein Gewissen mithilfe der Selektiven Wahrnehmung gekonnt beruhigen. Die Tatsache, dass er meistens nur am Abend trinkt und dann auch nur 2, machmal 3 Flaschen ausgesuchten, teuren Wein oder Champagner, nur ein, zwei Likörchen als Aperitif und vielleicht ein oder zwei kleine Verdauungsschnäpschen nach dem Essen, suggeriert dem gepflegten Trinker, er habe alles im Griff und könne jederzeit mit der genussvollen Trinkerei aufhören. Da er sich in diesem Punkt sehr sicher ist, wird er nie ausprobieren, was er sich einredet und ein ganzes Leben lang seinen gepflegten Alkoholkonsum fortsetzen, bis auch ihn die Fettleber, das Leberkarzinom oder der Magendurchbruch zu einer Änderung seines Lebenswandels auffordern wird. Gelegentlich kann es auch dem gepflegten Trinker passieren, dass er einen Kontrollverlust erleidet, seine gepflegten Manieren vergisst und er gepflegt vom Stuhl fällt, doch auch für dieses kleine Malheur wird dieser Trinkertyp eine plausible, den wahren Grund des Kontrollverlustes verleugnende Erklärung finden.
Der philosophisch-hedonistische Trinker[edit | edit source]
Dieser schon im alten Griechenland verbreitete Typ des Trinkers ist insofern hervorzuheben, als dass er seine „Krankheit“ im Gegensatz zu den Anderen nicht verleugnet. Allerdings sieht er die medizinische Doktrin Leben zu verlängern lediglich als eine von vielen existierenden philosophischen Denkschulen; geht man hingegen, wie er es tut, davon aus, dass Genuss der einzig finale Lebenszweck ist, so wäre eine Einschränkung des Alkoholkonsums womöglich sogar kontraproduktiv, nämlich dann, was regelmäßig auch der Fall ist, wenn eine relativ asketischere Lebensweise eine ungünstigere Genuss-Leid-Bilanz nach sich zieht. Häufig ist dieser Typ durch seine lautstarken, gleichwohl nicht vollkommen irrationalen Äußerungen an Stammtischen auffällig, zumindest bis das MfS der BND ihn zu einem Gespräch unter vier Augen einlädt. Die seltenen Fälle, denen dies nicht widerfährt, sind übrigens wohl die häufigste Ursache von Berufsunfähigkeit bei an Therapieversuchen gescheiterten Medizinern.
Der gewerbsmäßige Trinker[edit | edit source]
Seine Aufgabe ist es, durch ausuferndes, aber kontrolliertes Trinken, seinem zu noch ausufernderem Trinken zu verleitenden Gegenüber wertvolle Informationen und/oder (sonstige) wirtschaftliche Vorteile zu entlocken. Berühmtester Vertreter dieser Art war Konrad Adenauer, dem es dadurch gelungen ist, den Sowjets zahlreiche ausgebeutete Kriegsgefangene in einer mit dem Internationalen Abkommen über die Entgeltung von Leiharbeitnehmern konformen Art und Weise vergütete Facharbeiter abzuluchsen. Diese Tätigkeit erfordert ein gehöriges Maß an Disziplin, die Adenauer als altem Rheinpreußen jedoch zu eigen war. Heute hingegen ist diese Branche mit am schwersten von Fachkräftemangel gebeutelt, und dies nicht etwa, weil es keine disziplinierten Hartz-IV-Empfänger gäbe, sondern weil diese vielmehr genötigt sind, ihre gesamte Disziplin dem korrekten Ausfüllen komplexer behördlicher Formulare zu widmen.
Der aufrichtige Trinker[edit | edit source]
Der aufrichtige Trinker glaubt, um die Ausmaße seiner Krankheit zu wissen und steht dazu, ein Alkoholiker zu sein. Bei jeder Gelegenheit nervt dieser Trinkertypus seine Mitmenschen mit Ankündigungen, „er werde bald etwas gegen seine Sucht tun, denn so ginge es nicht weiter“ um daraufhin einen Totalabsturz zu zelebrieren. In den kurzen nüchternen Phasen überkommt ihn die Trinker-Depression, gelegentlich besorgt er sich auch mal die Telefonnummer einer Entzugsklinik, doch schon nach dem nächsten Glas Bier wird er seine guten Vorsätze über Bord werfen und sich überzeugend einreden, „er könne halt nicht ohne Alkohol leben“ und sei vom Schicksal zu seiner selbstzerstörerischen Existenz verdammt.
Der ökonomische Trinker[edit | edit source]
Dieser wirtschaftsgläubige Alkoholsympathisant, zumeist unterschuldet, rechnet gegen den kalkulatorischen entgangenen Nutzen die Einsparpotenziale eines alkoholbedingten sozialkassenverträglichen Frühablebens auf und kommt schließlich dadurch auf eine Bilanz, die nicht nur die hartgesottensten Psychiater, sondern gar erfahrene Hartz-Theoretiker erschaudern lässt. Seine Lebensmotti sind „Dummheit frisst, Intelligenz säuft“ sowie „Saufen bis der Arzt kommt, und, wenn er weg ist, weitersaufen“.
Der Verschwendungstrinker[edit | edit source]
Dieser Typ verschüttet mehr Alkohol als er trinkt. Speziell das Eingießen aus der Flasche ins Glas will morgens nicht gelingen. Behandlungsversuche mit Mitteln gegen Parkinson sind zu 100% erfolglos. Wenn kein gesellschaftlicher Druck (Krawattenzwang, "Abendkleidung erwünscht" usw.) ein Trinken aus Gläsern erfordert, oder der Gastgeber die Flaschen rausrückt, ist aus Sparsamkeitsgründen ein "Schluck aus der Pulle" angezeigt.
Ausbreitung[edit | edit source]
In Deutschland leben zur Zeit ca. 20 Millionen Menschen mit „Alkoholproblemen“, davon sind ca. 10 Millionen Menschen waschechte Alkoholiker, auf die die bereits erwähnten Merkmale zutreffen. Die gesellschaftliche Akzeptanz des Alkohols und seines Missbrauchs verhilft vielen Alkoholikern, unerkannt durch ihr süchtiges Leben zu schleichen, denn zu allen möglichen Anlässen wird ausgiebig „gefeiert“ und wer viel zu feiern hat, kann eben auch viel trinken. Sogar in vielen Betrieben gehört der Alkohol zum ganz normalen Leben dazu und so manch besoffener Schreiner hat schon seine Hand in der Kreissäge verloren, weil ihn der Alkohol unachtsam und wagemutig gemacht hat, manch ein betrunkener Dachdecker ist schon vom Dachstuhl gefallen und brach sich das Genick, weil der Kasten Pils ihm Flügel verlieh und viele LKW-Fahrer sind in Stauenden gebrettert, weil ihre Reaktionszeit durch den am Steuer zugeführten Alkohol um Stunden verlangsamt war.
Bei vielen kreativen Menschen gehört die Alkoholsucht zu ihrem Künstlerleben dazu, da sie davon überzeugt sind, nur mithilfe des Alkohols ihre Kreativität ankurbeln zu können und den durch ihre künstlerischen Minderwertigkeitskomplexe und die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ausgelösten Leidensdruck ertragen zu können. Desweiteren setzen diese Menschen den Alkohol als Beruhigungsmittel ein und betäuben konsequent ihre durch das kreative Schaffen ausgelöste Euphorie mit diesem Nervengift. Irgendwann kommen sie alle an den Punkt, wo der Alkohol ihre Kreativität lähmt und sie zu selbstmitleidigen, ganz normalen Säufern werden, die sich nicht eingestehen wollen, dass einzig und allein die Suchtkrankheit schuld an ihrem Niedergang ist.
Therapie[edit | edit source]
Eine allgemein akzeptierte Therapie zur Heilung des Alkoholismus gibt es zur Zeit nicht. Ganz grundsätzlich muss man sagen, dass diese Krankheit nicht heilbar ist und wer einmal von ihr befallen wird, kann zwar nach dem Entzug wieder ein trockenes Leben führen, wird aber immer in der Gefahr sein, rückfällig zu werden und schlimmer als zuvor in den Strudel von Sucht, Lüge, Absturz und Entzugstherapie zu geraten.
Entzug und Entwöhnung[edit | edit source]
Sollte sich ein Alkoholiker entschließen, trocken zu werden, ist ihm erst einmal ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer Entzugsstation eines dafür spezialisierten Krankenhauses zu empfehlen. Die eingeschmugelten Flaschen mit Hochprozentigem sollte er an der Rezeption unbedingt abgeben, da der Entzug sonst keinen Sinn hat. Je nach Schwere seiner Abhängigkeit wird der Entziehende in den ersten Tagen seines Aufenthalts in der Suchtstation in einen Delirium Tremens verfallen, einer Bewusstseins-, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörung, die nicht selten von epileptischen Anfällen und Störungen des Schlaf- Wachrhythmus begleitet wird und in ca. 15% der unbehandelten Fälle zum Tode führen kann. Alkoholiker, die noch nicht ganz so tief gesunken sind, bekommen durch die Beobachtung ihrer zitternden Leidensgenossen in der Suchtstation anschaulich demonstriert, wie tief sie noch sinken können und vergessen diesen Aufenthalt ihr ganzes Leben nicht mehr. Andere Trinker sind Stammgäste in diesen Stationen und lassen sich immer dann einweisen, wenn ihr Organismus streikt und sie mal wieder etwas Ruhe, Schlaf und feste Nahrung brauchen.
Danach sollte sich der von seinen primären Entzugssymptomen befreite Säufer in eine viermonatige ambulante oder stationäre Entwöhnungstherapie begeben, je nach Labilität und der Notwendigkeit, ihn von seinem „nassen“ sozialen Umfeld fernzuhalten. Dort wird er in kleinen Schritten lernen, wieder die Wahrheit zu sagen, zu fühlen und zu denken und seine auf dem Weg der Sucht verloren gegangenen sozialen Kompetenzen peu a peu wiederfinden. In Kochkursen wird er erlernen, wie man eine Rotweinsauce ohne Rotwein zubereitet und in der Rückfallprophylaxe werden ihm die Therapeuten klar machen, welche alkoholische Fettnäpfchen auf seinem zukünftigen Lebensweg bereit stehen werden. Dem Süchtigen wird in der Therapie auch eingetrichtert, dass er an einer Rückfallkrankheit leidet, was viele Patienten umgehend zu einem Rückfall animiert, um die These der Therapeuten in der Praxis zu untermauern.
Das Leben danach[edit | edit source]
Hat der nun trockene Trinker die vier Monate Entwöhnungstherapie ohne nennenswerten Rückfall überstanden, sollte er sich dringend nach einem neuen Lebenssinn umsehen und eine das trockene Leben begleitende Psychotherapie anstreben, denn die durch den Wegfall des Alkoholkonsums entstehende Leere kann gewaltig sein und treibt ca. 80% der Therapierten schon nach wenigen Tagen wieder in ihre Lieblingskneipe oder in die nächstgelegene Trinkhalle. Viele Alkoholiker besuchen in der Folge Selbsthilfegruppen, um gemeinsam mit anderen Leidensgenossen ihren neuen Lebensweg zu meistern und andere wiederum suchen sich extreme Hobbys, die ihnen das verloren gegangene Glücksgefühl (das nie ein solches war) ein wenig ersetzen können.
Die Lösung vom alten, nach wie vor trinkenden Freundeskreis gehört ebenso zu den schmerzhaften Realitäten des neuen Lebens wie jegliche Vermeidung von rückfallbefördernden Einflüssen. Dazu gehören beruflicher wie privater Stress ebenso wie übermäßige Euphorie, die bei vielen trockenen Alkoholikern zu immensem Suchtdruck führt, da sie es gewöhnt sind, jedes schöne Gefühl durch den Konsum von Alkohol noch zu verstärken (obwohl die Wirkung von Alkohol genau das Gegenteil bewirkt). Aber auch bei der Ernährung muss der rückfallgefährdete Trinker auf der Hut sein, denn in vielen Lebensmitteln ist nicht deklarierter Alkohol versteckt und schon der Genuss von ein paar leicht alkoholhaltigen Mohnschnecken oder einer Flasche alkoholfreien Biers (das immerhin ca. 0,5% Alkohol enthält) kann als Trigger (Auslöser) für einen ausufernden Rückfall dienen.
Bei trockenen Alkoholikern sind häufig Suchtverlagerungen zu beobachten, die in neue Abhängigkeiten und Teufelskreise münden können. So substituieren nicht wenige Ex-Trinker den Alkohol duch Marihuana, da sie glauben, diese Droge wäre weniger bedenklich und würde keinen körperlich-geistigen Verfall mit sich ziehen oder sie entdecken die wohltuend-entspannende Wirkung von Schlaftabletten, Psychopharmaka und Anti-Depressiva. Andere Alkoholiker verlagern ihren Suchtdruck auf Suchtstoffe wie Nikotin, Koffein oder stopfen tonnenweise Schokolade und Fast Food in sich hinein, um ihre Gier zu befriedigen.
Besonders der offene Umgang mit ihrer Krankheit fällt vielen trockenen Alkoholikern schwer und bei Feiern und Festen stehen sie betreten mit einem Glas Mineralwasser in der Ecke und beobachten neiderfüllt das hedonistische Treiben ihrer Mitmenschen. Auf die Frage, „warum man denn nichts trinke“, greifen die Alkoholiker auf die ihnen so vetraute Strategie der überzeugenden Lüge zurück und stammeln etwas wie: „Es schmeckt mir nicht“ oder „Mein Arzt hat mir das verboten“ statt beherzt zu ihrer krankheitsbedingten Abstinenz zu stehen und den obligatorischen Spott der Trinkenden auszuhalten.
Bildergalerie[edit | edit source]
Siehe auch[edit | edit source]
Suchtmittel |
Psychotrope Substanzen: Wódka | Bier | Drogen | Kokain | Marihuana | Suchterkrankungen: Alkoholismus | Alkoholkonsum Defizit Syndrom Phänomene: Flaschengeist | Pennerbier | Suchtdruck | Schnapsleiche Therapie: Selbsthilfegruppe | Psychotherapie Vertrieb: Drogendealer | Trinkhalle | Hofbräuhaus | Biergarten | Sommelier |
Artikel der Woche 10/2007
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