Am Tag als Conny Kramer starb

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„Am Tag als Conny Kramer starb“ ist eine einfühlsam abgekupferte Popballade der deutschen Berufsbetroffenen Juliane Werding. Das englische Orginal des Songs stammt von der Band The Band, die das Lied 1969 als Anti-Kriegslied unter dem Titel „The Night They Drove Old Dixie Down“ veröffentlichte, aber keinen nennenswerten Erfolg damit erzielen konnte. Erst die vor Betroffenheit triefende, zu einer Anti-Drogen-Hymne umgetextete deutsche Version wurde zum Superhit, stürmte die deutschen Hitparaden, verweilte dort 14 Wochen auf Platz 1 und verkaufte sich insgesamt über 1 Million mal.

Text[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Hymne der Betroffenheit gecovert von der deutschen Bardin Juliane Werding.

1. Strophe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Text befasst sich in der ersten Strophe mit den marihuanainduzierten Halluzinationen des Conny Kramer, eines abgehalfterten Vorstadtkiffers aus Bielefeld, der die Handelsschule geschmissen hat, um mehr Zeit fürs Kiffen zu haben. Der Text ist in der 1. Person Plural bzw. Singular geschrieben und zu Beginn wird beschrieben, wie die Erzählerin gemeinsam mit Conny im Gras liegt und mit diesem auf eine bekiffte Reise in eine Welt voller bunter Farben geht. Sie beschreibt den Rauch als bitterschmeckend, was wahrscheinlich auf eine Vermischung des Marihuanas mit dem damals sehr populären Tabak Schwarzer Krauser zurückzuführen ist. Die 1. Strophe endet mit den Worten „Wir ahnten nicht, was bald darauf geschah.“ In diesen sieben Worten liegen schon all die Schrecken begründet, denen Conny in seiner kurzen aber heftigen Drogenkarriere noch begegnen wird.

Refrain[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Refrain handelt von läutenden Glocken, die Conny Kramers Begräbnis akustisch untermalen und seinen co-abhängigen Freunden, die um das Drogenwrack weinen und deren von Heuchelei geprägte Welt zerbricht, weil sich mal wieder ein Drogenabhängiger ins Jenseits befördert hat. Die Textbearbeiterin hat hier zu einem sehr pathetischen Stilmittel gegriffen und maßlos übertrieben, denn es ist in der Realität bisher kein Fall bekannt geworden, bei dem die Glocken einer Stadt geläutet haben, weil sich ein unbekanntes Drogenwrack den Rest gegeben hat.

2. Strophe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem im Refrain vorweggenommenen Tod des Herrn Kramers beschreibt die Sängerin nun in Kurzform die Drogenkarriere des Bielefelder Vorstadthippies, der den in der ersten Strophe angedeuteten Marihuanakonsum nun durch das Einwerfen von Trips - womit wahrscheinlich LSD gemeint ist - substituiert. Anschaulich wird der drogenimmanente Teufelskreis aus Lügen und Selbstbetrug beschrieben („Er versprach oft, ich lass' es sein; das gab mir wieder neuen Mut...“) und auch die beginnende Co-Abhängigkeit der Sängerin in Szene gesetzt, die meint, durch ihre aufopferungsvolle Liebe den armen Conny von der „schiefen Bahn“ ins richtige Leben zurückholen zu können. Die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber Connys Abhängigkeitserkrankung wird gegen Ende der 2. Strophe mit den Worten „Die Leute fingen an zu reden, aber keiner bot Conny Hilfe an“ thematisiert und verdeutlicht dadurch die damals gängige Praxis, Abhängige ihrem Schicksal zu überlassen und die Abhängigkeitsproblematik innerhalb der Gesellschaft totzuschweigen.

3. Strophe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzte Strophe beginnt mit den dramatischen Textzeilen „Beim letzten Mal sagte er, nun kann ich den Himmel seh'n“ woraufhin die Sängerin ihn anschreit „oh komm' zurück“, was Herr Kramer aber durch seinen Drogenschleier nicht mehr wahrnehmen kann. Nun bricht aus der Erzählerin ihr ganzer selbstmitleidiger Schmerz hervor und sie jammert, dass sie ob des Verlustes nicht einmal mehr Tränen weinen kann, da sie alles verloren habe, was sie einst besaß und nun mit den Blumen auf Connys Grab vorlieb nehmen müsse. Im abschließenden Refrain klingen dann noch einmal die Beerdigungsglocken und das Lied findet sein wohlverdientes Ende im Geschrammel der ungestimmten Gitarre.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Instrumentierung und das Arrangements des Songs ist aus der Sicht des heutigen Musikproduzenten ein einziges Fiasko. Das Ridebecken des Schlagzeugers holpert unbeholfen durch das ganze Werk und ohne den dramatischen Text könnte der Zuhörer auch meinen, er würde einem akustischen Potpurri der größten deutschen Volksmusikverbrechen beiwohnen. Immer wieder klingelt das deplatzierte Glockenspiel durchs Arrangement, die brave Stromgitarre schrammelt vor sich hin und die rhythmische Anpassung des Textes an die Musik wirkt unprofessionell und grenzt an musikalische Körperverletzung.

Aussage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieser hanebüchene Song beschreibt das Lebensgefühl einer ganzen Generation, die durch ihre Drogenexperimente dem Nirwana sehr nahe gekommen sind und oftmals absichtlich den durch Drogen verursachten Freitod wählten. Dass Frau Werding in diesem Liedchen ausgerechnet das keineswegs letale LSD zum Killer des Conny Kramers macht ist ein grober, unverzeihlicher Schnitzer, der diese angenehm-halluzinogene und keineswegs abhängig machende Droge massiv diskriminiert und der unwissenden Bevölkerung Vorurteile gegenüber tripschmeißenden Hippies einimpft. Eine ausgewachsene Heroinabhängigkeit des Herrn Kramer oder zumindest ein alkoholbedingter Tremor hätte der Ballade sicherlich mehr Realitätstreue verliehen und ein noch breiteres Zielpublikum angesprochen. Auch die erbarmungswürdige Larmoyanz der Erzählerin wäre ein Grund gewesen, diesen Song auf den Index für Liedgut mit unerträglichem Pathos zu setzen, doch zu Beginn der 1970er Jahre war genau dieses Pathos gefragt und das voyeuristische Interesse der breiten Öffentlichkeit an den damals noch unbekannten Konsequenzen übermäßigen Drogenkonsums machten dieses Werk so erfolgreich.
Heutzutage, da jeder Schüler, der sich mit 1,7 Promille das Hemd vollkotzt, in der Bildzeitung erscheint und die Öffentlichkeit sehr wohl am Schicksal von Alkoholikern und Drogenjunkies teilnehmen will, wäre dieser Song sang- und klanglos im DSDS-dominierten Medienhype untergegangen, doch damals stieß Frau Werding mit ihrem Lied in eine Marktnische und legte damit den Grundstein für ihre erfolgreiche Karriere.

Pfeil.jpg siehe auch Letzte Generation

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während den Aufnahmen zu diesem Song soll es zu dramatischen Szenen im Tonstudio gekommen sein. Der Schlagzeuger der Studioband soll so bekifft gewesen sein, dass es zehn Takes benötigte, die Rhythmustracks einigermaßen brauchbar aufs damals noch verwendete Tonband zu bekommen. Immer wieder fiel er im Ryhtmus des Songs von seinem Drumhocker und musste vom betrunkenen Bassisten wieder aufgerichtet werden. Juliane Werding hatte damals noch nicht die Autorität, ihre Musiker zur Raison zu bringen und betäubte ihre verzweifelte Hilflosigkeit mit flaschenweisem Eierlikör. Der heroninabhängige Toningenieur musste daraufhin das dahingelallte Gestammel der Sängerin aufwendig auseinanderschneiden und wieder zusammenkleben, was aufgrund seiner heroinbedingten Langsamkeit Wochen dauerte und die Produktionskosten in die Höhe trieb. Der einzig nüchterne Musiker während den Aufnahmen soll der von einem mittelmäßigen Stadtorchester ausgeliehene Glockenspiel-Spieler gewesen sein, dessen Darbietungen sich aber aufgrund seiner Nüchternheit überhaupt nicht mit dem Rest der Musik verbinden und innerhalb des Songs wie ein Fremdkörper wirken.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]



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05.2007
Gut