Lückenfüller

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„Wir müssen die Lücke (...) im System (...) füllen.“

~ Edmund Stoiber über Rhetorik
Ein Rhethoriker bereitet sich stets auf exotische Lückenfüller vor - wie in diesem Fall das spontane Erbrechen - (siehe unten)

Der Lückenfüller (von griech. lycos = Wolf), auch bekannt als Füllwort (von griech. phallus = Glied) gehört zu den bekanntesten rhetorischen Stilmitteln der heutigen Zeit. Der hauptsächliche Grund ihrer Existenz besteht darin, Dinge vorzutäuschen, die es gar nicht gibt. Das betriff vor allem die Redekunst von Politikern.


Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sprachforscher sind sich der genauen Herkunft der Begriffe Lückenfüller und Füllwörter noch nicht einig. Das vorherrschende wissenschaftliche Paradigma beruft sich bei der Erklärung vor Allem auf die vermuteteten griechischen Lehnwörter lycos und phallus, die auf Deutsch übersetzt Wolf und erigiertes Glied bedeuten: In der Praxis bewundert jeder Mann, sogar ein Computerprogrammierer zweifelhafter Gefährlichkeit, seine eigene Person als wolfsähnliches Raubtier. Daher betrachten renommierte Sprachwissenschaftler es als eindeutig, die Lückenfüller bezüglich der beiden Begriffe als männliche Statussymbole - oder eben Phallussymbole - definieren zu können. Ein weiterer Hinweis ist die weibliche Artikulation, die weitaus die weniger Lückenfüller beansprucht, sowie die ausschließlich von Männern zum Zwecke der eigenen Belustigung verwendete Styropor- oder Kapselfolien-Füllmasse von Paketen.

Eine zweite Mutmaßung stammt offenbar aus der Feder eines Evoultionstheoretikers, dessen Spuren sich in den Wirren des 20. Jahrhunderts verlaufen. Sie besagt, dass die Lücke zwar wie in der ersten Theorie auf lycos zurückzuführen ist, sich aber eher auf die Nichtanwesenheit der Wölfe in unseren Gefilden bezieht. Daher Lücke, denn sie beschreibt bekanntermaßen etwas nicht Existentes. Selbstverständlich ist das Unsinn, denn der Wolf wurde erst vor hundert Jahren (von Männern, siehe erste Theorie) ausgerottet.

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemäß der selbsterklärenden Bedeutung bezeichnet ein Lückenfüller alles, was Engpässe in der gesprochenen und geschriebenen Sprache elegant und unbemerkt kaschiert. Da die weitere Bedeutung aber auch Zahnersätze, Styroporkugeln und Büstenhalter umfasst, tendiert man des Öfteren zum enger umrissenen Begriff Füllwörter. Dieser Begriff erfasst auch deutlich die rhethorische Raffinesse dieses Stilmittels: Geschickt werden Fehler in der Argumentation, mangelndes Fachwissen und wirre Gedankengänge des Sprechenden umgangen. Als meisterlicher Schwarzgürtel sei an dieser Stelle Edmund Stoiber genannt, von dem nun der Einfachheit halber das vorangehende Zitat des Artikels in Originalform zur Aufklärung der Bedeutung verwendet wird. (siehe auch: Recycling)


Beispiel: "Wir müssen die Lücke füllen ... Das System in der Lücke ää(...)ääh, das System der Lücke gefüllt werden Das System ist da ... also muss die Füllung zur äääääääh Lücke werden."

Dieser Beispielsatz verdeutlicht die sprachliche Eleganz, die durch gekonntes Einsetzen von Lückenfüllern erreicht werden kann. Im Folgenden wird die Struktur der Aussage Stück für Stück analysiert.

  1. Deutlich zeichnet sich die erste Kunstpause vom Inhalt des Satzes ab, zwischen den ersten beiden Teilsätzen entsteht ein markanter sinnlicher Umbruch. Der Zuhörer bekommt Zeit, das genaue Thema präzise zu erfassen, bevor der rhetorisch inversierte Politiker fortfährt.
  2. Mitten im zweiten Satz erscheint ein überraschend anmutendes, lang gezogenes äääh, das perfekt an den Inhalt der Aussage angepasst ist. Ganz bewusst hängt der Politiker diesen klaren Lückenfüller direkt an das Wort Lücke, sodass daraus ein einziger, gedehnter Ausdruck resultiert. Das Füllwort schließt sich fließend an den Satzinhalt an: Lückeääääääääh
  3. Offensichtlich dient der vollständige anschließende Satz als großer Lückenfüller, da zwischen ihm und dem darauf folgenden Teilsatz keinerlei Trennung zu finden ist. Lückenlos wechselt der raffinierte Politiker hier Prädikat und Subjekt sowie den kompletten Inhalt - Linguistiker sprechen auch von einer Antipause.
  4. Bevor dieser einzige, vielfach gekonnt unterteilte Satz endet, wird der letzte Teilsatz mit einer weiteren Kunstpause garniert. Schlussendlich wird mit einem weiteren angepassten ääääääh brilliert.

Weiterführende Medien:
Als anerkannter Rhethoriker beschenkt Edmund Stoiber die Welt mit zahlreichen Beispielen für gut gesetzte Lückenfüller. Für ein Hörbeispiel einfach hier klicken.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lückenfüller bildeten sich mit der Entstehung der Rhethorik bereits bei den affenartigen Vormenschen.

Als unbestrittene Tatsache gilt, dass die Füllwörter unmittelbar mit den ersten Keimen der Sprachbildung hervorgegangen sind. Man stelle sich einen Vormenschen vor, der in die schwammige Artikulation seiner primitiven Grunzworte bereits moderne Lückenfüller einfließen lässt. Selbstredend erscheint es unwahrscheinlich, dass ein früher Mensch bereits seine rhethorische Finesse mit Lückenfüllern wie Wirtschaftskrise oder Selbstverherrlichung darstellte. Vor allem Letzteres findet sich in geradzu abartiger Häufung in frühen schriftlichen Überlieferungen - als zufällig gewähltes Beispiel soll dazu die Bibel herhalten. Hier wird Gott, welcher scheinbar als PR-Gag eines damals prominenten Politikers diente, exorbitant angepriesen und beweihräuchert. Diese Einstellung führt sich in sämtlichen Büchern fort, und es ist anzunehmen, dass sich Generationen von geschickten Rhethorikern dieses Hilfsmittels bedient haben. Nimmt man etwa die ersten Geschichten des Neuen Testaments um Herodes, so wird dessen Diffamierung gegenüber der Profilierung eines gewissen Jesus erkennbar. Wissenschaftler sehen darin den ersten Beleg für den heute üblichen Wahlkampf.

In der Folgezeit verschwanden mit der Rhethorik auch zeitweise die Lückenfüller, bevor sie ab dem Mittelalter eine Rennaissance erlebten und bis in die heutige Zeit in veränderter Form weiterleben.

Klassische Füllungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Menschheit beschränkt sich häufig auf wenige bekannte Stilmittel. Im Folgenden sei eine kurze, unvollständige Liste typischer Lückenfüller vermerkt.

  • Evolutionär bedingte Grunzlaute (äh, öh, usw.)
  • Abrupter Abbruch des Satzes ("Kunstpause")
  • Spontaner Satzumbruch
  • tiefes, langes Einatmen
  • Sinnloser Wortsalat
  • Ohnmacht
  • spontanes Erbrechen auf den Gesprächspartner
  • Selbstverherrlichung
  • nervöses Lachen
  • Das Wort "Wirtschaftskrise", weil es seriös klingt, wenn man sonst nichts zu sagen hat

Neben den bekannten deutschen Lückenfüllern herrschen in anderen Kulturen selbstredend andere Arten des Stilmittels vor. Als gutes Beispiel sei das Französische genannt, das mit einer einzigen Standardfüllung stark hervorsticht. Wir finden hier keine markanten, vereinzelten ääähs oder Kunstpausen. Nein, vielmehr schimmert durch den gesamten Text hindurch ein ständiges, gedehntes ööööh. Das mag merkwürdig anmuten, wo die Franzosen doch keine Umlaute kennen.

„Klingt komisch, ist aber so.“

~ Peter Lustig über französische Füllwörter


In der deutschen Sprache wird diese Form des konzentrierten Füllens durch die Auslautverhärtung verhindert, während das Französische durch weiche Wortendungen ein graziles Umschwimmen des Satzes ermöglicht. Ganz im Gegensatz dazu steht wiederum die italienische Sprache. Die temperamentvollen Bewohner der Halbinsel vermögen es, selbst bei profansten Sätzen wilde Gestikulierungen loszudreschen, die zeitweise auch als eigene non-verbale Lückenfüller zu sehen sind.


Abschließende Zitatbeispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • "Das Bildungssystem in Deutschland ähnelt der Wirtschaftskrise in vielerlei Hinsicht." --Ein Abgeordneter der SED PDS Linken. (Verwendung von "Wirtschaftskrise")
  • "Hier steht die Freiheitsstatue Deutschlands!" --Guido Westerwelle zur Frage der Guantanamo-Gefangenen. (Selbstverherrlichung)
  • "Wo zum Teufel ist mein Schmalzkri... hat die Sendezeit schon angefangen?" --Kent Brockman. (Kunstpause und spontaner Umbruch)
  • "Yes we can!" --Barack Obama in seiner Propaganda Wahlwerbung. (Sinnloser Wortsalat)
  • "Habemus papam!" --Der Vatikan nach der Papstwahl. (Spontanes Erbrechen der Zuschauer)
  • "Der Staat bin ich!" --Sonnenkönig Ludwig XIV. (Selbstverherrlichung)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Beckenbauer: Ähhh, öhhh, ühh - Die Macht der Umlaute - Weiß-Erdinger-Verlag, 2009
  • Verschiedene Autoren: Die Bibel - 1000 v. Chr. bis 200 n. Chr.
  • Holger Apfel: Nationale Rhetorik für Deutsche aus aller Welt - Volksverlag, 2002
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Dieser Artikel ist Artikel der Woche 24/2010
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