Kartoffelmalerei

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Die neuere Forschung weist der Kartoffel in der bildenden Kunst einen maßgeblich hohen und wegweisenden Stellenwert zu. Die Rezeptionsgeschichte lässt sich in der flämischen Malerei bis auf das 17.Jhdt. zurückverfolgen.

Rezeptionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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Zunächst als Tulpe des Proletariats verschrien erhält die Kartoffel in der Mitte des 17. Jahrhunderts Einzug in die vornehmlich flämische Schule der Malerei. Häufig ist die Erdfrucht auf niederländischen Stillleben vertreten, wobei sie symbolträchtige Darstellungen von Kelch und Schädel als Vanitassymbol ergänzt. Als niederträchtige Ikone des Proletariats verschrien werden der Kartoffel als Symbol politischer Unruhe verschiedene Bedeutungen zugemessen. Es ist bemerkenswert, dass sich die erstrebte Aussage in Kombination mit weiteren Bildgegenständen zu wandeln scheint. Beispielsweise findet man auf Stilleben des Öfteren die Kombination der Kartoffel mit Schädel oder Knochen, was auf der rudimentären Abwirtschaftung der flämischen Bauernverbände durch die Obrigkeit zu deuten ist. Auch der Kelch oder Glas bringen diesen sozialkritischen Aspekt auf den Punkt.
Eine völlig andere Rezeption erlaubt die Kombination des Bauerngemüses mit dargestellten Fischen. Hier ergründen sich die Deutungsansätze in der feudalen Kollonisationspolitik vor christlichem Hintergrund. Schon in früheren Zeiten als Symbol für die Wiederauferstehung Christi genutzt, spielt der jeweils gegebene Zusammenhang auf die biblische Geschichte des Jonas an, der von einem Wal verschluckt wurde, oder auf die Speisung der Armen durch den Erlöser. Letztere Deutungskomponente wird in niederländischen Stillleben häufig durch die Darstellung eines Jutenetzes anstatt einer Tischdecke hervorgehoben. Diese vermeindlich indirekte, jedoch versteckte Anspielung entbehrt ihrer Aktualität bis in die Gegenwart nicht. Die Kartoffel selbst ist durch ihre biologische Stuktur scheinbar prädestiniert vor eine historisch-religiöse Allokation im Umgang mit dem neuen Testament, der Jüngerschaft Jesu und der Widerauferstehung. Ihr wird eine maßgebliche Rolle als Symbol des Protestantismus zugeschrieben. Als Vanitassymbol taucht die Kartoffel wiederholt im Zusammenhang mit geöffneten Fässern und halbleeren Gläsern auf, was ein Hinweis auf die zunehmend aggressive Kolonialpolitik der Niederländer, und die einhergehende Verrohung des Umgangs mit Menschenleben darstellt.
Es ist zu beobachten, dass die Rezeption Kartoffel in der Malerei im Zuge der französischen Revolution eine weitschweifende Geschichte zu haben scheint. Vor der Revolution am französischen Königshof in Auftrag gegebene Bilder fassen die Erdfrucht als Äquivalent einer zu verachtenden Zynik dem Proletariat auf, während sich die Bedeutung in der darauffolgenden republikanischen Periode inhaltlich umkehrt.

Zu Ende des 19.Jhdts erlebt die Kartoffel in der niederländischen Malerei eine Rennaissance, wenngleich unter anderen Voraussetzungen. Der Maler und Sohn eines Geistlichen, Vincent van Gogh erstellt umfangreiche zeichnerische und malerische Dokumentationen zum Pflanzen der Frucht. Aktuelle Forschungen belegen, dass der Deutungsspielraum sich hier um die menschgewordene Göttlichkeit einpendelt. Durch das dargestellte Pflanzen und Verzehren durch vornehmlich Bauern erlebt die Rezeprion eine Perversion der göttlichen Ideale und der zunehmenden Abkehr des Menschen von christlichen Werten durch die fortschreitend technische Entwicklung (im unteren Beispiel durch die Öllampe symbolisiert).

Die Kartoffel im malerischen Handwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Zeiten des wirtschaftlichen Umbruchs fand die Kartoffel weitere Bedeutung in der Malerei. Nicht selten kam es vor, dass sie als Bindemittel für die Farbenherstellung verarmter Maler genutzt wurde. Leider lässt sich der Beweis hierfür einzig auf Indizien zurückführen, da aufgrund der Verfallszeit der eingesetzten Kartoffelstärke kein einziges Bild erhalten geblieben ist.

Retrospektiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kartoffel ist ein essenzielles handwerkliches und darstellerisches Mittel, das vornehmlich in der westeuropäischen Malerei, dabei überwiegend Stillleben, eingesetzt wurde, um auf gesellschaftliche Missstände und eine Rückbesinnung zu christlichen Werten hinzuweisen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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