UnBooks:Wie man eine Drogeriemarktkette ruiniert
Wie wirUNCY in unserem jüngst erschienenen Bestseller Wie man eine Automarke abwrackt bereits gezeigt haben, lässt sich anhaltender unternehmerischer Erfolg in sehr kurzer Zeit erfolgreich zunichte machen. Dies gelingt aber nur dann, wenn der betreffende Kaufmann die richtige Strategie wählt. Weil aus nachvollziehbaren Gründen nicht jeder eine Automarke zur Hand hat und Japanisch spricht, haben wir nun ein zweites Buch aufgelegt, das diesmal speziell den Bereich Einzelhandel abdeckt und dessen Schwerpunkt in Deutschland liegt.
Denn auch ein Handelskonzern lässt sich aller Erfahrung nach nicht so einfach in den Ruin treiben. Meistens verhindern kaufmännisches Geschick, fehlende Beratungsresistenz und Selbstüberschätzung, professionelle Imagepflege und die ständige Bereitschaft zur Veränderung nachhaltigen Konkurserfolg. Dem können Sie ab sofort gezielt gegenwirken. Mit unserem Acht-Punkte-PlanUncy wird Ihre über Jahrzehnte mühsam aufgebaute Einzelhandelskette schneller von der Bildfläche verschwunden sein als Sie „Räumungsverkauf“ sagen können.
Hinweis: Obwohl sich das Buch an den Einzelhändler im Allgemeinen richtet, werden die wesentlichen Punkte anhand einer keineswegs frei erfundenen Drogeriemarktkette namens A.SCHLECKER beschrieben. Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit tatsächlich existierenden Personen oder Organisationen wären daher alles andere als rein zufällig.
Die richtigen Voraussetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beginnen wir mit den persönlichen Voraussetzungen eines professionellen Bankrotteurs. Hier ist vor allem die Wahl einer geeigneten Berufsausbildung wichtig. Passend für die hier beschriebene Profession sind vor allem jene Berufe, die für Einfühlsamkeit und Herzenswärme bekannt sind wie etwa Metzgermeister, Pferdeschlächter oder Abbruchunternehmer. Auch ein gut gefülltes Vorstrafenregister und ein paar Jahre Erfahrung in der Verarbeitung von Gammelfleisch sind von Vorteil.
Zur nachhaltigen Unterstützung Ihrer Aktivitäten können Sie zusätzlich schon im Vorfeld die richtige Frau heiraten und natürlich auch in das Unternehmen einbinden. Eine Frau, die Ihre Mitarbeiter stets artgerecht behandelt. Die Ihnen am Abend stolz erzählt, dass sie jener dummen Nuss von Teilzeitkraft, die sich einbildet, am Freitag fünf Minuten früher gehen zu dürfen, am Abend noch genussvoll einen Berg Akten hinschmeißt. Eine, die ihre Untergebenen wie Möbelstücke behandelt: wenn man sich an ihnen stößt, dann wirft man sie einfach hinaus.
Das richtige Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach unseren Erfahrungen sind für spektakuläre Konkurse große Einzelhandelsketten mit am besten geeignet. Denn zum Einen wird gerade im deutschen Einzelhandel mit extrem niedrigen Margen gearbeitet, so dass schon wenige Fehler genügen, um ein finanzielles Desaster ungeahnten Ausmaßes anzurichten. Und zum Anderen sind diese Ketten durch ihre naturgemäß hohe Zahl an Niederlassungen weiten Bevölkerungskreisen gut bekannt, so dass Sie Ihren Ruf im Fall des Falles gleich landesweit ruinieren können und nicht auf die lokale Ebene beschränkt sind. Somit können Sie sich ohne große Anstrengung persönlich groß und stark fühlen, während Sie in aller Ruhe die Kontrolle über Ihr Unternehmen verlieren.
Wir wollen unsere Einzelhandelskette nun „A.SCHLECKER“ nennen und Drogerieartikel verhökern lassen.
Richten Sie Ihre Filialen richtig ein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von zentraler Bedeutung für den Misserfolg eines Einzelhändlers ist stets die Gestaltung seiner Filialen. Wer hier patzt und den Kunden willkommen heißt, freundlich berät und kompetent bedient, der wird ihn nie richtig los und läuft somit Gefahr, mit seiner Geschäftsidee dauerhafte Erfolge einfahren zu müssen. Erfolgreich Pleite machen kann nur derjenige, der dem Kunden tagtäglich zeigt, dass seine Anwesenheit einen eklatanten Störfaktor darstellt.
Richten Sie Ihre Filialen also entsprechend ein und machen Sie sie zu kompromisslosen Bollwerken gegen Gentrifizierung. Bauen Sie alles klein, eng und stickig und rammeln Sie den Laden voll bis obenhin. Stellen Sie die Regale dabei möglichst eng, so dass sich in jeder Filiale nicht mehr als zwei Personen gleichzeitig aufhalten können. Ergänzen Sie dieses Ambiente gezielt mit DDR-Kaufhallen-Neonsonne der 1970er Jahre sowie erbarmungslosem 24-Stunden-Dauergedudel aus dem hauseigenen TV-Gemüsehobel-Shoppingkanal, damit Ihre Kunden auch nicht so schnell wiederkommen.
Und um die teure Miete zu sparen, verstecken Sie die Filialen gefälligst in Hinterhöfen, Kanalschächten und Tiefgaragen. Damit können Sie sicherstellen, dass sich wirklich nur derjenige zu A.SCHLECKER verirrt, der nicht gut zu Fuß ist oder ernsthafte Schwierigkeiten mit der Orientierung hat, sprich: alt, krank und dement ist oder total besoffen.
Expandieren Sie wie ein Irrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wenn Sie mit dem A.SCHLECKER-Filialkonzept soweit sind, dann starten Sie eine beispiellose A.SCHLECKER-Expansionsoffensive. Eröffnen Sie über Jahre hinweg Tag für Tag mindestens dreihundertzwanzig A.SCHLECKER-Filialen - pro Stunde, versteht sich. Denn nur dann, wenn Sie möglichst viele A.SCHLECKER-Niederlassungen besitzen und möglichst an jedem Ort der Republik publikumswirksam A.SCHLECKER vertreten sind, werden Politik und A.SCHLECKER Gesellschaft ausreichend Notiz A.SCHLECKER von Ihrem beispiellosen A.SCHLECKER-Konkurs nehmen. A.SCHLECKER
Stellen Sie Ihre vollgerümpelten Zelte dabei an den abgelegensten und kaputtesten Orten auf. Egal ob sozialer Brennpunkt, einsames Dorf in der Wildnis, sterbende Plattenbausiedlung - wo auch immer jeder normale Kaufmann die Segel streichen würde - seien Sie sich nicht zu schade, genau dort Ihre Ladentür weit aufzumachen. Und machen Sie dabei vor allem keine halben Sachen: Eröffnen Sie gleich eine zweite, dritte und vierte Filiale, am besten natürlich in derselben Straße. Also: Wenn irgendwo in diesem Land ein Friseur, ein Handyladen oder eine Telefonzelle frei wird, schieben Sie am nächsten Morgen Ihre schepperigen Industrieregale und Kassen hinein und kleistern Sie alles mit Ihrem windigen blauen Schriftzug zu.
Setzen Sie ausschließlich auf Masse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Achten Sie ferner darauf, dass alle A.SCHLECKER-Filialen das genau gleiche Sortiment anbieten. Lassen Sie sich dabei nicht von örtlichen Besonderheiten oder demografischen Spitzfindigkeiten ablenken. Konfrontieren Sie also junge Familien in Neubaugebieten trotzig mit Kukident-Großpackungen und Tonnen von Rheumasalbe, während Sie in Gegenden mit starker Überalterung palettenweise Windeln und Babynahrung einlagern. Haben Sie da bloß keine Hemmungen, denn jede individuelle Abweichung vom Sortiment würde ihren Expansionsdrang nur unnötig ausbremsen.
Und überhaupt: Was in Ihr Sortiment kommt und was nicht, bestimmt doch nicht der Kunde. Ordern Sie stattdessen bevorzugt Ware, die vom Hersteller mit hohen Werbezuschüssen subventioniert wird, so dass das Zeug nach Ende der Werbekampagne garantiert wie Blei herumsteht und den Platz für andere Dinge blockiert. Ach ja: Und kaufen Sie am besten gleich mehrere Millionen Stück davon, damit sich die Sache auch lohnt.
Drangsalieren Sie Ihre Mitarbeiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vergessen Sie bei der ganzen Sache auch das Personal nicht. Betrachten Sie Ihre Sklaven Mitarbeiter als das, was sie in Wirklichkeit sind: Kostenfaktoren und nichts als Kostenfaktoren. Und lassen Sie sie das auch überall und deutlich spüren. Sparen Sie aber dabei nicht nur am Gehalt, denn das kann bekanntlich jeder. Gehen Sie noch weiter und machen Sie jedem Sklaven Mitarbeiter stets unzweifelhaft klar: Du bist ersetzbar und zwar jederzeit.
Sagen Sie ihren Mitarbeitern, dass sie bitte nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen sollen, weil das für die Betriebs-Unfallversicherung zu teuer ist. Schicken Sie kranken Mitarbeitern eine genaue Auflistung ihrer Krankschreibungen der letzten 73 Jahre und machen Sie denen in aller Form deutlich, wie viel die blöde Urinprobe die Firma schon wieder kostet.
Hören Sie nicht hin, wenn ihnen einer dieser neumodischen Arbeits-Esotheriker erzählt, dass ein Unternehmen dann am besten läuft, wenn Mitarbeiter motiviert in die Arbeit gehen. Wenn Sie nach Tarif bezahlt werden, bei Überfällen die Polizei selbst (mit so einem neumodischen Apparat namens Telefon) anrufen dürfen und Toiletten in ihrem Laden vorfinden.
Haben Sie auch generell kein Vertrauen zu Ihrem Personal. Die klauen und betrügen doch alle sowieso nur. Lassen Sie ihre Bezirksverkaufsleiter nach Dienstschluss den Verkäuferinnen auflauern und deren Taschen, Spinde und Unterhosen nach geklauter Ware durchsuchen. Lassen Sie eventuell mitgebrachte Tampons oder Taschentücher umgehend als Diebstahl anzeigen. Prüfen Sie auch den Geisteszustand Ihrer Mitarbeiter durch heimliches Manipulieren von Kassenständen über Nacht.
Ramponieren Sie Ihr Image[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Doch auch mit dem richtigen Filialkonzept und dem richtigen Umgang mit Mitarbeitern ist es nicht getan. Wichtig bei der ganzen Sache ist es darüber hinaus, zu möglichst jeder Zeit das richtige Bild in der Öffentlichkeit abzugeben. Gerade hier bietet sich enormes Potenzial, das vorhandene Unternehmen nachhaltig zu schädigen.
Seien Sie ein Ekel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bemühen Sie sich mit Nachdruck, jegliche Sympathie und Verständnis der Öffentlichkeit gegenüber Ihrer Organisation schon im Keim zu ersticken. Denn schlechtes Benehmen alleine nützt bekanntlich nichts, wenn die Öffentlichkeit keine Notiz davon nimmt.
Kaufen Sie sich dazu publikumswirksam drei Dutzend teure Sportwagen, während Sie Ihr Personal fröhlich um den tariflich vereinbarten Lohn bescheißen. Hängen Sie in den Büros Fahndungsfotos von sich selbst aus, auf denen Sie aussehen wie der Bruder von Frankensteins Monster. Protzen Sie mit einer riesigen Villa im französischen Stil hoch über Ihrer Heimatstadt samt mehreren Hektar Grund, während dem zuständigen Bürgermeister bei den Grundstücksverhandlungen für die neue Unternehmenszentrale im Gewerbegebiet die Tränen kommen.
Um diesen Effekt noch weiter zu befeuern, legen Sie sich am besten mit der Gewerkschaft einen mächtigen Gegenspieler zu. Verärgern Sie diese Mitsprachefanatiker und Tariflohnfetischisten schon von Beginn an damit, dass sie das Arbeitsrecht grob missachten, indem Sie beispielsweise heimlich Videos von Ihren Mitarbeitern drehen, Ihren Betriebsrat nicht bezahlen und dessen Vorsitzende öffentlich als „Blöde Kuh“ bezeichnen. Und dann sperren Sie mal 4.000 Filialen einfach so zu und machen dafür mit den gleichen Angestellten und dem halben Gehalt 1.000 neue Läden auf. Was meinen Sie, was das für eine Presse gibt!
Übrigens: Sollten Ihre Filialen häufiger überfallen werden und dabei Mitarbeiter zu Tode kommen, dann kommentieren Sie derartige Vorfälle am besten mit den Worten, dass dies „zum allgemeinen Lebensrisiko“ gehöre.
Machen Sie sich unsichtbar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Achten Sie aber bitte bei der Arbeit an Ihrer Reputation peinlichst genau darauf, Ihr Bild in der Öffentlichkeit nicht amateurhaft von einer hauseigenen PR-Abteilung ruinieren zu lassen. Überlassen Sie das gefälligst Gerüchten und der BILD-Zeitung. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Öffentlichkeit in Ihnen nur einen Halsabschneider sieht, der seine Mitarbeiter schikaniert und im Versace-Hemd mit diversen teuren Sportwagen durch die schwäbische Provinz brettert.
Hüllen Sie sich dazu zu allem in Schweigen, egal worum es geht. Geben Sie am besten erst gar keine offiziellen Mitteilungen heraus. Veröffentlichen Sie keine Geschäftszahlen. Geben Sie auch keine Interviews. Reagieren Sie gerade in kommunikativen Krisensituationen nach außen überhaupt nicht. Überlassen Sie es beispielsweise beim Lohndumping anderen Leuten, auszurechnen, wie viel Geld sie damit schon wieder gespart haben. Und wenn dann doch einer dieser vorlauten Pressefuzzis bei Ihnen anruft, dann sagen Sie ihm bitte wörtlich: „Das geht Sie nichts an.“
Lassen Sie zur Verstärkung bei Gelegenheit Ihre Kinder entführen und sorgen Sie dafür, dass als einziges Ergebnis in den Köpfen der Menschen hängenbleibt, dass sie die Entführer von 18 Millionen Mark Lösegeld auf 9,6 Millionen Mark heruntergehandelt haben. (Wissen Ihre Kinder das überhaupt schon?)
Ignorieren Sie die Konkurrenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wenn Sie nun wirklich jeden Winkel Deutschlands und/oder halb Europas mit Ihren blauen Schaufenstern und dem zugehörigen gleißendem Neonlicht dekoriert haben, sollten Sie auch kein Problem mehr damit haben, versehentlich etwas anderes auf dieser Welt wahrzunehmen als Ihre eigenen Filialen. Nehmen Sie überhaupt nicht zur Kenntnis, dass neben Ihnen auch noch andere Leute im Laufe der Jahre auf die Idee gekommen sein könnten, Drogerieartikel zu verkaufen. Müller? Ein Fußballer. Rossmann? Nie gehört. dm? eine neue Automarke?!
Sollten Sie wider Erwarten doch die eine oder andere Filiale eines Konkurrenten entdeckt haben, dann fahren Sie da bloß nicht hin. Schauen Sie auch nicht nach, wie viele Leute dort einkaufen, sonst kommen Sie am Ende noch vom rechten Weg ab. Tun Sie so, als wären Sie allein auf der Welt.
Vorteil dieser Ignoranz: Sie kommen erst gar nicht auf den Gedanken, dass man sich von jenen Herrschaften vielleicht auch mal etwas abschauen könnte. Schon gar nicht dann, wenn es zusätzliche Kunden bringt. Zum Beispiel größere Filialen mit extra breiten Gängen, Schaukelpferden, Babywickelraum und klimaneutralem Waldorfschulen-Personal? Alles Kokolores. Und dann auch noch den Wünschen moderner Großstädter entsprechen mit feuchtigkeitsspendendem Alnatura Weizenextrakt-Arabica-Zartbitter-Shampoo mit integrierter Antischuppen-Pflegespülung in einundzwanzig verschiedenen Geschmacksrichtungen? Igitt!
Wenn dann auch noch die ganzen Discounter wie Renny, Didl, Ladi, Laufkand, Metto, Hinz und Kunz anfangen, ihre lieblos eingerichteten Discountmärkte in jedem Dorf zwischen Flensburg und Garmisch bis an die Decke mit Seifen, Deos, Kloreiniger und Vier-Lagen-Softarschklopapier vollzustellen, dann ignorieren Sie das gefälligst ebenso. Sonst könnte Ihnen glatt der Gedanke kommen, dass ihre kleinen Läden eigentlich längst überflüssig geworden sind und zumachen sollten.
Sperren Sie sich gegen jede Veränderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In diesem Stadium des Siechtums könnte es nun passieren, dass externe wie interne Personen zunehmend darauf aufmerksam werden, dass Ihr Konzept mit ein paar klitzekleinen Problemchen behaftet ist. Da kann es dann schnell passieren, dass Mitarbeiter - ganz im Gegensatz zu Ihnen - gewisse Denkprozesse anstoßen und meinen, dieses Problem dann auch noch für Sie lösen zu müssen.
Wenn Sie beispielsweise die Verkäuferin einer Ihrer Filialen geistesgegenwärtig darauf aufmerksam macht, dass in nur 300 Metern Entfernung am Ortsrand ein neues attraktives Einkaufszentrum mit Supermarkt und Bangladesch-Textilmarkt entsteht und dort noch ein Mieter für den Drogeriemarkt gesucht wird, dann reagieren Sie bitte prompt. Schicken Sie der Frau eine Abmahnung wegen renitenten Verhaltens und drohen Sie ihr mit der Versetzung in die Wüste Gobi. Lassen Sie stattdessen einem Ihrer nicht vorhandenen Konkurrenten den Vortritt und sehen Sie in aller Ruhe zu, wie Ihnen die Kunden in Scharen davonlaufen.
Und wenn auch aus sonstigen Gründen eine oder mehrere Millionen ihrer Filialen Verluste schreiben, dann lassen Sie die Läden bitte offen. Verzichten Sie keinesfalls auf unnötige Verluste. Tun Sie lieber so, als wäre die Schließung einer ihrer fünf Millionen Filialen so, als würde man Ihnen Ihre Kinder wegnehmen. Denn nur auf diese Weise lässt sich sicherstellen, dass es am Ende auch richtig scheppert.
Machen Sie ihren Laden unregierbar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Begleitend zu Ihrer Expansionsstrategie sollten Sie darauf achten, dass auch die Konzernstruktur in gebührendem Umfang mitwächst. Und zwar genau so, wie es auch schon im Abschnitt Das richtige Konzept beschrieben ist. Sorgen Sie dafür, dass der Kenntnisstand der Mitarbeiter in der Konzernzentrale nicht wesentlich über die Tatsache hinausgeht, dass Sie Drogerieartikel verkaufen und keine Gartengeräte. Kein Mensch muss wissen, welche Filialen mit welchen Produkten wieviel Umsatz machen, und ob dabei überhaupt Gewinn herauskommt oder nicht. Machen Sie einfach eine Filiale nach der anderen auf und stellen Sie sich den gewünschten Umsatz einfach in einer ruhigen Minute vor.
Wenn dabei irgend so ein ein Unternehmensberater zu ihnen kommt und behauptet, dass ihr Konzern einen Moloch darstellt, der kistenweise Seifen, Klopapier, Deodorant und Geschirrspülmittel verschlingt und keine brauchbaren Zahlen zurückliefert, dann dürfen Sie sich die Hände reiben. Sie haben Ihr Ziel fast erreicht. Ignorieren Sie also dieses alberne Gefasel von wegen Nettomarge und Kostenkontrolle und freuen Sie sich, dass die Hütte schon bald so richtig brennt.
Reagieren Sie professionell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ob sich die jahrelange mühsame Kleinarbeit gelohnt hat, sehen Sie dann, wenn Ihrer Einzelhandelskette dann irgendwann endlich das Geld ausgeht. Je nach Talent des betreffenden Kaufmanns ist dies nach einem oder mehreren Jahrzehnten der Fall. Doch Vorsicht: Auch in dieser Situation sei vor Fallstricken gewarnt.
Gehen Sie vor allem nicht zu früh zum Amtsgericht. Warten Sie stattdessen ab, bis die Lücken in Ihren Regalen trotz der Enge in Ihren Filialen für jedermann deutlich sichtbar sind und auch die Presse längst Wind davon bekommen hat. Schwadronieren Sie dann etwas von „Planinsolvenz“ und einem „Sanierungskonzept“, das Sie in Ruhe erarbeiten wollen, obwohl Sie schon mehr Verlust aufgetürmt haben als Sie in den vergangenen zehn Jahren überhaupt Umsatz gemacht haben.
Bleiben Sie aber – trotz aller nur verständlichen Aufregung – auch hier immer in Deckung. Meiden Sie die Öffentlichkeit um jeden Preis. Schicken Sie stattdessen Ihre Tochter vor. Diese ist durch ihre jahrelange, vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit in Pressekonferenzen derart geübt, dass sie sich schweißgebadetes Häuflein Elend in wirklich jeder Situation souverän und wortgewandt äußern kann: „Es ist nichts mehr da.“
Überschreiben Sie kurz vor dem Gang zum Konkursrichter noch schnell diverse Autos und Grundstücke an Frau und Kinder und lassen Sie die Welt unkommentiert glauben, Ihre Frau bekäme 60.000.000 Euro Gehalt im Monat aus der Insolvenzmasse. Fahren Sie anschließend jeden Morgen demonstrativ mit dem Porsche zum Bäcker, damit man sieht, wie sehr sie sich auf diesen Konkurs gefreut haben und wie gut es Ihnen jetzt geht, während sich herausstellt, dass durch Ihr Wirken 30.000.000 Menschen von heute auf morgen ihren Job verloren haben. Die Leute werden Sie hassen. Mit Füßen treten. So dass jeder Masochist neidisch werden wird. Verlassen Sie sich darauf!
Artikel der Woche 24/2013
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Artikel des Monats Juni 2013
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