Görlitz

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Das Wahrzeichen der Stadt — das Görlitzer Arbeitsamt, an einem ruhigen Vormittag.

Görlitz ist die wohl östlichste, arbeitsloseste und bevölkerungstechnisch älteste Stadt Deutschlands. Sie gilt als superlativierteste Stadt überhaupt, da sie in jeglicher Kategorie immer das herausragendste Extrem stellt. So ist sie zwar nicht Deutschlands größtes Flächendenkmal, aber immerhin Deutschlands größtes zusammenhängendes Flächenddenkmal! Mit diesen geschickt eingesetzten Stilmitteln der Rhetorik hat sich Görlitz in jedem Reiseatlas als touristisches Ziel für sudetendeutsche Wandermumien etabliert.

Geteilteste Stadt Europas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1945 hat sich das deutsche Hoheitsgebiet drastisch verkleinert. Auch die Metropole Görlitz musste ein Drittel ihres Gebietes an Polen abtreten und niederwirtschaften lassen. Zgorzelec hieß nun die neupolnische Stadt östlich der Neiße. Görlitz ist seit dem die östlichste Stadt Deutschlands, was Zgorzelec logischerweise zur westlichsten in Polen macht.

Im Sommer 1989 fanden die Vorbereitungen für die geplante Absprengung der Stadt von Deutschland statt. Bohrlöcher wurden am Stadtrand platziert und mit Sprengstoff gefüllt. Die DDR wollte die damals schon in der Planwirtschaft unprofitable Stadt ans verhasste Schwesterland Polen absprengen. Damit wären die komischen Städte endlich wieder vereint und der deutsche Sozialismus hätte einen Klotz weniger am Bein. Doch der Plan misslang da der Erbe Adenauers, bewaffnet mit einem schwarzen Aktenkoffer, und David Hasselhoff die Berliner Mauer nieder rissen.

Trotz der verhinderten Angliederung an Polen sympathisierte Görlitz mit seinem siamesischen Zwilling Zgorzelec. Man rief sich selbst zur Europastadt aus und stellte das um Gnade winselnde Wirtschaftswesen auf Tourismus um.

Zweiteste Kulturhauptstadt Europas 2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechts im Bild: Die berühmte Görlitzer Katzenklappe, Links im Bild: Keine Katze! Bezeichnend für die ganze Stadt!

Auf Tourismus und Kultur fixiert, bewarb sich die Europastadt Görlitz/Zgorzelec um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2010. Da man für dieses Jahr zwei Städte suchte und das ungarische Pecs schon feststand, rechnete man sich hohe Chancen aus, dass eine zweite Stadt mit slawischen Wortschatz gewinnen könnte.

Dem war leider nicht so. Gewinner wurde Essen und das Projekt RUHR.2010. Letzten Endes konnten die Essener die EU davon überzeugen, dass ihre Wirtschaftskrise wirklich eine Neuerung der letzten 20 Jahre darstellt und nicht schon erbliche Vorlast des Kommunismus ist. Eine Frechheit, wie der Görlitzer Oberbürgermeister sagte. Gab sich doch die Stadt größte Mühe nach der Wiedervereinigung auch die letzten Reste noch existierender Industrie zu beseitigen. So rationalisierte man bereits 1996 das Braunkohlekraftwerk weg um einen See mit Jachthafen anzulegen. Auch der Görlitzer Waggonbau wurde um die Hälfte verkleinert um Platz für eventuelle Parks und Altenheime zu schaffen. Nur das kapitalistische Siemens, was sich hier her verirrte, produziert noch fleißig Turbinen. Vielleicht der Grund für die Niederlage?

Aus Trotz bewirbt sich Görlitz nun bei der UNESCO als Weltkulturerbe. Die Plattenbauten in Königshufen haben gute Chancen.

Geflutetste Stadt 2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um den Mangel an Besonderheit und Touristen zu überspielen, initiierten die Görlitzer im August 2010 durch die Sprengung eines tschechischen Deiches ein Hochwasser. RUHR.2010 hatte gut mit der Katastrophe auf der Loveparade vorgelegt, doch als echter Niederschlesier, lässt man sowas nicht auf sich sitzen. Mit einem Straßentheater feierten die Görlitzer die Ankunft der Fluten und hielten freudestrahlend die Hände für Spenden und Tourismuseinnahmen auf. Doch Pustekuchen. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich erkannte das böse Treiben und bezeichnete die Görlitzer Flut als mickriges Imitat der Dresdner Flut von 2002.

Als dann auch noch die Wassermassen gen Norden wanderten und den Fürst Pückler Park fluteten, stahl dieser der Pseudo-Euro-Stadt die Show. In der Nacht brachten Helfer Wasser um den Pegel noch einmal steigen zu lassen - doch ohne Erfolg. Das Görlitzer Hochwasser verschwand aus dem n-tv Newsticker und neue Elendstourismusziele wurden vorgestellt, wie die Moskauer Atom-Smok-Brände und die pakistanischen Sturzfluten.

Mumifizierteste Stadt Deutschlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Görlitz gibt es massenweise Altbauten. Zwar nicht die ältesten Europas, aber immerhin das älteste barocke bürgerliche Haus im südöstlichen Mitteleuropa an der Klimagrenze — das nimmt man hier doch sehr genau. Dieses und andere vom Verfall gekennzeichnete Gebäude locken unheimlich viele Senioren an, die sich gern durch diese Gemäuer führen lassen.

Die meist aus dem Westen Deutschlands stammenden Zombies wanken nun über das Görlitzer Kopfsteinpflaster durch die Altstadt und nehmen der sowieso schon aussterbenden Jugendkultur auch noch die letzten Plätze in den Straßencafés weg. Doch durch Ignoranz, Senilität und 2 Liter Wiener Melange wird auch diese Tatsache in die Vergessenheit gespült.

Görlitz ist die einzige mittelgroße Stadt in Sachsen, die Zuwanderung verzeichnen kann. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie nicht nur irgendeine mittelgroße Stadt ist, sondern die mittelgrößte! Die Zuwanderer sind, welch überraschende Wende, Untote aus den alten Bundesländern. Mit ihrer mickrigen Rente sparen sich die rüstigen Lebensendfiguren eine Tankfüllung zusammen und setzen sich dann in ihren Opel Kadett B. Mit Tempo 50 ruckeln sie dann auf der linken Spur der A4 in Richtung Görlitz.

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