Gesundheitsminister
Gesundheitsminister, der (selten: die); ein unglaublich wichtiger, aber letztlich nur repräsentativer Job im Bundeskabinett. Sehr beliebt bei Politikern mit Vorerkrankung, da man einen unbegrenzten Zugang zu Pharmazeutika aller Art erhält. Eher unbeliebt bei Politikern mit Zielen, Ambitionen und Reformplänen (nicht mehr beobachtet seit 1974).
Wichtigste Aufgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hauptaufgabe des Gesundheitsministers ist die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie. Hierbei werden ständig äußerst wichtige, informative Gespräche über eine eventuelle Reform mit den beauftragten Lobbyisten geführt. Der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie steht dabei gern beratend zur Seite. Für eine besonders angenehme Gesprächsatmosphäre werden diese Beratungen häufig in einem verschwiegenen 5-Sterne-Hotel im europäischen Ausland durchgeführt. Eine ausreichende Bewirtung ist dabei obligatorisch. Bei Bedarf kann auch eine Kontaktaufnahme mit jungen, unverheirateten Gesellschaftsdamen des Ortes hergestellt werden. Am Ende bedanken sich beide Seiten für den Gedankenaustausch und die offenherzige, gesellige Atmosphäre der Gespräche. Um die Reformbestrebungen zu intensivieren, werden im Allgemeinen anschließend die Bildung von Arbeitskreisen, die Beauftragung von Gutachten und eine weitere „Erörterung in den zuständigen Gremien“ angeregt. Damit verläuft jedwede Refom im Sande der Legislaturperiode.
Weitere Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In regelmäßigen Abständen sollten halbherzige Appelle an die deutschen Bürger erfolgen, mit der an die Pflege der eigenen Gesundheit erinnert wird. Mal wird zu weniger Alkoholkonsum aufgerufen, mal zu veganem und/oder vegetarischem Essen. Ab und an warnt man vor dem Konsum von Zucker, Tabak, Suppenwürfeln oder Schundromanen. Je nach dem, was heute Morgen in der Bild stand.
Tatsächliche Reformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Richtig gearbeitet werden muss eigentlich immer erst dann wenn strikte Vorgaben aus Brüssel in Landesgesetze umgesetzt werden müssen. Bevor diese jedoch umgesetzt werden, ist dringender Abstimmungsbedarf mit den Vertretern der Pharmaindustrie nötig. Erst nach deren Zustimmung kann das weitere Verfahren anlaufen. Ziel bleibt dabei, die Vorgaben möglichst unauffällig zu verwässern, sodass die gut gemeinte Vorgabe aus Brüssel völlig folgenlos bleibt. Siehe auch „Wichtigste Aufgaben“.
Schattenseiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Richtig blöd wird es, wenn die Bosse der Pharma-Cosanostra auftauchen und Schutzgeld mehr Geld Kostenerstattung verlangen. Jetzt heißt es: Staatssekretäre zusammentrommeln und gemeinsames Kopfzerbrechen! Wie verkauft man eine dreiste Lüge als Wahrheit? Oder anders ausgedrückt: Wie greift man dem Versicherten in die Tasche, ohne dass er es merkt? Dazu werden lokale Taschendiebe um Rat gefragt, Grammatikexperten um Haarspaltereien gebeten und schmierige Vertriebsmanager steuern rhetorische Tricks dazu bei.
Beispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Praxisgebühr – Zunächst 2006 als Rettung des Abendlandes verkauft, bezahlten Opa Heinz und Erna Kasupke brav ihre Gebühr, damit unser Gesundheitssystem nicht den Bach runter geht. Man argumentierte mit den gigantisch gestiegenen Kosten und versprach, dass die Gebühr niemals die Patienten einseitig belasten werde, erhebliche Zusatzeinnahmen erzielt werden und die Bürokratie nicht zunehmen werden. Einige Jahre später, kurz vor der Wahl 2013, beschenkte man potenzielle Wähler mit der Rücknahme der Gebühr und siehe da! Die Welt ging trotzdem nicht unter. Dabei prahlte man mit Binsenweisheiten wie zum Beispiel, dass die Praxisgebühr die Patienten einseitig belaste, die Zusatzeinnahmen gering seien und außerdem unnütze Bürokratie verursache. Also alles Dinge, die Opa Heinz schon von Anfang an erkannt hatte.
Gesundheitsministerkonferenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alle paar Monate, wenn der Sparschrank zu voll wird, trifft sich der Kegelklub die geballte Kompetenz der deutschen Gesundheitsministerien. Bei der dabei veranstalteten Sause Besprechung werden die aktuellsten ernährungswissenschaftlichen Erkenntnisse besprochen. Anschließend widmet man sich ausgiebig dem bereitgestellten Schlachterbuffet.
Bürokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Frau Shelley, Angestellte im Ministerium, gilt seit langem als Erschafferin des bösen "Bürokratiemonsters". Der Legende nach hat sie es in einem Kellerlabor erzeugt und absichtlich freigelassen. Zuweilen wird es auf den Gängen des Ministeriums gesichtet und löst umgehend hartnäckiges Leugnen und Streichelzwang aus. Das Monster ernährt sich von Geld, das im Ministerium reichlich zu finden ist.
Aufgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach eingehender Prüfung der gesetzlich vorgesehenen Aufgaben veröffentlichte das Ministerium eine Stellungnahme, wie diese Aufgaben priorisiert und bewältigt werden:
- Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Krankenversicherung (storniert)
- Erhaltung der Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Pflegeversicherung (gestrichen)
- Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität des Gesundheitssystems (momentan zurückgestellt)
- Stärkung der Interessen der Patienten (Aufgabe war bislang unbekannt)
- Krankheitsprävention (ist jedem Versicherten selbst überlassen)
- Erarbeitung von Rahmenvorschriften für die Herstellung, Prüfung und Zulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten (jeweils nach Herstellerempfehlung)
- Prävention der Drogen- und Suchtgefahren (Strategie wird demnächst am Ballermann besprochen)
- Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Marlene Mortler (zurzeit nicht ansprechbar)
- Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Patienten und Bevollmächtigter für Pflege: Karl-Josef Laumann (zurzeit im Koma)