Scheinbaustelle
Eine Scheinbaustelle ist eine zeitweise im Verkehrsraum angebrachte Installation, die den Anschein einer Baustelle erwecken soll.
Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Scheinbaustelle dient zur Regulation des Verkehrsflusses und zur gesteuerten Begrenzung der verfügbaren Parkfläche. Entweder wird sie in der Mitte der Fahrbahn angebracht, damit ein Umfahren weder auf der linken noch auf den rechten Seite möglich ist, oder sie wird geschickt so in einem Parkstreifen platziert, dass ein Smart weder davor noch dahinter eingeparkt werden kann (ausgenommen Queraufstellung).
Erkennungsmerkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eindeutiges Indiz ist das zumeist völlige Fehlen einer Baugrube. In seltenen Fällen wird ein kleines Stück der Pflasterung entfernt, um eine rege Bautätigkeit vorzugaukeln. Da dies und das Wiedereinsetzen des Pflasters mit Arbeit verbunden ist, findet diese Variante immer weniger Nachahmer. Manchmal werden sogar Bauwagenattrappen aufgestellt, in denen natürlich nie ein Bauarbeiter seine Pause macht. Obwohl sich im Bereich der Scheinbaustelle öfters Leute in leuchtend gelben Jacken mit reflektierenden Streifen zu schaffen machen, ohne dass ein Sinn in ihrem Tun erkennnbar wäre. In der Regel sind Scheinbaustellen jedoch menschenleer und verlassen.
Scheinankündigung einer Baustelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Häufig anzutreffen ist dagegen eine mit minimalem Materialeinsatz von zwei Baken und einigen Metern Flatterband errichtete Variante, die in Verbindung mit einem absoluten Halteverbot auf einem selbstgemalten Pappschild für die nächsten Wochen und Monate Bauarbeiten ankündigt, die dann tatsächlich niemals stattfinden. Gelegentlich werden die Pappschilder gegen solche mit dem neuestem Datum ausgetauscht, bis ein gefoppter Autofahrer irgendwann kurzentschlossen die Baken in den nächsten Vorgarten wirft.
Errichtungsmotive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Den für die Gestaltung des innerörtlichen Verkehrsraumes zuständigen Kommunen waren kostenlose Parkplätze schon immer ein Ärgernis. Da der ungehemmte und flächendeckende Einsatz von Parkscheinautomaten auf Bürgerproteste stoßen und damit zur Abwahl bei der nächsten Kommunalwahl führen würde, mussten subtilere Mittel der Parkraumbewirtschaftung bzw. -verknappung gefunden werden. Das reine Absperren oder Abschranken von Parkplätzen ohne Grund (oder zur Reservierung für die Limousinen der Stadträte) wird vom Bürger schnell durchschaut und mit Trotzreaktionen, wie der Mitnahme der Absperrmittel zur Dekoration des Partykellers, beantwortet. Bis eine Scheinbaustelle als eine Maßnahme zur Verkehrsbehinderung erkannt wird, vergehen meist einige Wochen, in denen vorhandene Parkplätze ungenutzt bleiben können, bis der ganze Schwindel auffliegt, weil ein städtischer Beamter selbst einen Parkplatz sucht.
Darüber hinaus ist die Lust an der Gängelung der Autofahrer ein starkes Motiv. Scheinbaustellen auf der Fahrbahn haben die gleiche Aufgabe wie Buckel, Poller und Blumenkübel, die planlos über die Fahrbahn verstreut sind, um möglichst viele Blechschäden zu provozieren. Einziger Nachteil ist, dass eine Scheinbaustelle spätestens im Frühling wieder entfernt werden muss, damit nicht auffällt, dass dort in diesem Jahr genausowenig Bauarbeiten stattfinden werden wie im letzten Jahr.