Kreisverkehr

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„Der Kreis ist die nahezu perfekteste und schönste der geometrischen Formen. Seine Schönheit bezirzt mich gar immer - außer im Verkehr“

~ Archimedes über Kreisverkehr
Kreisverkehr 2.0: Der sog. Magic Roundabout soll auch bald hierzulande den Verkehrsfluss erleichtern

Ein Kreisverkehr oder auch Kreisel ist eine Variante der Gestaltung plangleicher Knotenpunkte. Sie erfreut sich in jüngerer Zeit in deutschen Städten besonderer Beliebtheit.

Erfordernis und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Plangleiche Knotenpunkte erfordern eine besondere Gestaltung, da ansonsten der kreuzende Verkehr, gleich ob motorisiert oder unmotorisiert, aufgrund mangelnden individuellen Abstimmungsverhaltens kollabieren würde. Derartige Problemfälle wurden in der Vergangenheit vor allem mit Ampeln gelöst, die zwar den Verkehr nicht flüssiger werden ließen, aber immerhin eine geringe Anzahl der Unfälle verhindern konnten. Da aber nichtsdestotrotz viele Autofahrer sich nicht von einem kirschgrünen Lichtsignal aufhalten lassen und ungebremst eine Kreuzung queren sowie eine mal wieder kurzfristig auf "rot" springende Ampel zu aufgestauten Aggressionen führen kann, mussten Alternativen entwickelt werden. Eine dieser Alternativen war der Kreisverkehr, der sich letztenendes in einem harten Casting gegen die anderen Varianten durchsetzen konnte und seitdem ein Monopol in der deutschen Knotenpunktgestaltung innehat.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den weißen Pfeilen auf blauem Grund sollte Folge geleistet werden, wenn sich bereits Fahrzeuge im Kreisverkehr befinden.

Gegenüber einer Ampelkreuzung, die dem Verkehrsteilnehmer in bestimmten periodischen Phasen ein Querungsrecht einräumt, ist der Kreisverkehr deutlich liberaler: Jeder darf zu jeder Zeit in einen Kreisverkehr hineinfahren (gegen den Uhrzeigersinn) - vorausgesetzt er räumt seinem Fahrzeug in einer Kollision mit dem sich nähernden Verkehrsteilnehmer realistische Siegchancen ein. Damit wird eine gewisse Gleichheit mit leichter Bevorteilung derjenigen Fahrzeuge geschaffen, die ein zulässiges Gesamtgewicht von über 3,5 t oder zumindest ein lange Motorhaube mit Mercedes-Stern haben.

Einmal im Kreisel befindlich, kann man sich entscheiden, welche der mannigfaltigen Ausfahrten man wählt. Dabei kann es nicht schaden, sich über die in ausreichender Entfernung vor einem Kreisverkehr positionierten Hinweisschilder über seine Optionen zu informieren. Glücklicherweise hat man allerdings auch, nachdem man in einen Kreisverkehr eingefahren ist, beliebig viele Umrundungen bis man seinen Favoriten gefunden hat. Das Hinausfahren selbst geschieht dann über ein beherztes Einschlagen des Lenkrades nach rechts unter möglichster Missachtung querender Fußgänger und/oder Radfahrer.

Das Durchfahren oder Umrunden eines Kreisverkehrs geschieht grundsätzlich mit beliebiger Geschwindigkeit, wobei innerhalb geschlossener Ortschaften jedoch keinesfalls die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h überschritten werden darf. Dennoch hängen die möglichen Rundenzeiten von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Am Fahrzeug selbst sind vor allem Gesamtgewicht, Beschleunigungswerte, Fahrwerkseigenschaften, vorhandenes Reifenprofil und -druck zu nennen. Befinden sich weitere Fahrzeuge im Kreisel, so wirkt sich dies negativ aus. Zu enge, nicht exakt kreisrunde oder stark negativ überhöhte Kreisverkehre verringern die Geschwindigkeit ebenso. Auch soll die Zentripetalkraft dem einen oder anderen Kraftfahrzeuglenker schon einen Strich durch die Rechnung und eine Bestzeit vereitelt haben.

Das individuelle Können des Fahrers beeinflusst die möglichen Geschwindigkeiten dabei erheblich. Beim Einfahren gilt es, die Lücken zwischen querenden Fahrzeugen abzupassen, um bei Erreichen der Einfahrt nicht unnötig warten zu müssen. Für Rechtsabbieger ist wiederum der Einfahrwinkel entscheidend für die maximal erreichbare Geschwindigkeit. Und wer nach links will und dabei zu schnell einfährt, ist auch mal auf zwei Rädern unterwegs und kann im entscheidenden Moment beim Ausfahren nicht weiter beschleunigen.

So anders die Funktionsweise ist, so gleich ist der mögliche Durchsatz an Fahrzeugen pro Stunde, wie mehrere Erfahrungsberichte passionierter Autofahrer vermuten lassen. Die durchschnittliche Wartezeit, bis in einen Kreisel eingefahren werden kann, liegt nur marginal unter der Wartezeit auf die Grünphase an einer Ampel.

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So mancher Stadtrat hat schon viel Geld für Kunst im Kreisel locker gemacht.

Allen Kreisverkehren gemein ist eine annähernd kreisrunde Form. Darüberhinaus gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, einen Kreisverkehr funktional wie auch optisch zu gestalten.

Für den optischen Bereich bietet sich hierbei vor allem die Mitte der Kreuzung an, die fortan nicht mehr für den Verkehr benötigt wird. Sie wird meist baulich von der Fahrbahn getrennt und bepflanzt oder mit künstlerischen Ergüssen ergänzt. In diesem Zusammenhang hat es sich bewährt, die Steuergelder einer Stadt dafür zu verwenden, "verkannte" lokale "Künstler" durch den Kauf derer "Kunstwerke" zu subventionieren.

Puristen pflastern den Innenbereich lediglich niveaugleich auf, um dem gestressten Autofahrer das Lenken durch die Dauerkurve zu ersparen und ein Überfahren des Innenbereichs zu ermöglichen.

Kunst im Kreisel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Begriff Kunst im Kreisel (kurz: KiK) werden Programme der lokalen Vertretungskörperschaften bezeichnet, die sich die Aufwertung der Kreisverkehre auf die Fahne geschrieben haben. Das Prinzip ist dabei so simpel wie erfolglos: Über fiskalische Bezuschussung werden sündhaft teure Kunstwerke angekauft, die daraufhin in einem Kreisel platziert werden. Die Meinung der (vorbeifahrenden) Betrachter ist über diesen Anblick meist gespalten. Die Spannweite reicht dabei von "schrecklich" über "Geldverschwendung" bis hin zu "eine Beleidigung für die Augen". Die lokale Kunstszene, die meist einem kreativem Milieu entstammt, freut sich jedoch, ihre letzten Ladenhüter auch noch an den Mann bringen zu können.

Driften, auch eine Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als sehr beliebt hat sich der Kreisverkehr bei manchen motorsportbegeisterten, vor allem männlichen Verkehrsteilnehmern mit hinterachsgetriebenen Kraftfahrzeugen erwiesen. Sie benutzen diesen, um an den Rädern ihres KFZ möglichst grosse Schräglaufwinkel zu erzeugen. Diese Kunst nennt sich Driften. Es gilt, möglichst viele komplette Kreise zu driften, um für die anderen Verkehrsteilnehmer, die später durchfahren, durch den Gummiabrieb den Grip auf der Strasse zu erhöhen, also ein aktiver Beitrag zur Verkehrssicherheit. Die grünen Männchen sehen das jedoch nicht gerne und erhöhen mit ihren Tickets die Unterhaltskosten für den betreffenden Fahrzeughalter beträchtlich. Deshalb ist die Kunst des Driftens in Kreisverkehren selten zu sehen.

StVO?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zeichen für einen Kreisverkehr laut StVo. Vorsicht: Verwechslungsgefahr mit dem grünem Punkt; bei diesem ist der Hintergrund grün.

Die Straßenverkehrsordnung gibt eigentlich einen recht eindeutigen Rahmen vor, der allerdings von den Verkehrsteilnehmern häufig ziemlich frei interpretiert wird. Theoretisch gesehen sollte man sich dem Kreisverkehr nähern, an der Sicht- oder Haltelinie auf im Kreisel befindlichen Verkehr achten und dann hineinfahren. Vor der gewünschten Ausfahrt ist dann der Blinker rechts zu setzen, damit die wartenden Fahrzeuge über das eigene Vorhaben hinreichend informiert sind. Der sich dabei grundsätzlich nicht ergebende Interpretationsspielraum wird dabei auf verschiedene Art und Weise ausgefüllt, wobei folgende Varianten gehäuft auftreten:

  • Vor dem Hineinfahren wird der Blinker rechts gesetzt, da man ja nach rechts reinfährt.
  • Da auch am Kreisverkehr rechts vor links gilt, hat der einfahrende Verkehrsteilnehmer grundsätzlich Vorfahrt.
  • Fahrradfahrer haben im Kreisverkehr keine Rechte und sind als Freiwild zu betrachten.
  • Fussgänger und etwaig mitgeführte Haustiere auch. Letztere bringen allerdings Bonuspunkte.
  • Besitzt der Verkehrsteilnehmer einen Daimler hat er auch in jeder anderen Verkehrssituation Vorfahrt.
  • Bei der Durchfahrt des Kreisels wird links geblinkt, da man ja die ganze Zeit links herum fährt.
  • Man blinkt gar nicht, weil die Straße ja nicht so eckig wie an normalen Kreuzungen ist.
  • Man nähert sich laut hupend dem Kreisverkehr, um sich frühzeitig anzukündigen. Im Kreisverkehr zeigt man dann durch eine geschickte Geschwindigkeitswahl, was die Zentripetalkräfte einen mal können!
  • Beim Verlassen des Kreisverkehrs sollte man auf Fußgänger achten, denen man durch Hupen, wildes Gestikulieren und wahlweise über den Haufen fahren klarmacht, wer hier Vorfahrt hat.

Diese Varianten können untereinander bausteinartig frei kombiniert werden.

Theorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Erklärung, dass Kreisverkehre schlicht und einfach eine Fortentwicklung von Ampelkreuzungen sind, gibt es die verschiedensten Theorien, die die plötzliche vemehrte Einführung der Knotenpunktvariante erklären wollen.

Natürliche Selektions-These[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiel einer gelungenen natürlichen Selektion

Gegenstand dieser These ist die namensgebende natürliche Selektion. Natürliche Selektion heißt, dass Individuen sterben, die nicht in der Lage sind, in ihrer Umwelt zurechtzukommen und somit an einer Weitergabe ihrer minderwertigen Gene gehindert werden sollen. Die These fundiert nun auf der Annahme, dass das Durchfahren eines Kreisels höhere Ansprüche an die individuelle Intelligenz stellt und dies letztlich dazu führt, dass automobilistisch weniger begabte Menschen durch Verkehrsunfälle gezielt an einer Weitergabe ihrer Gene gehindert werden und somit eine bessere Gesellschaft geschaffen werden kann.

Schausteller-Komplott[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bisweilen wird angenommen, dass einige Schaustellerverbände durch gezielte Schmiergeldzahlungen den Bau von Kreiseln erwirkt haben könnten. Dadurch soll bei den potentiellen Kunden eines Jahrmarkts subtil eine gewisse Freude am Im-Kreis-fahren geweckt werden, wodurch man die seit Jahren rückläufigen Passagierzahlen im Karusellgewerbe wieder erhöhen will. Auch sollen manche Busfahrer kleine finanzielle Zuwendungen erhalten haben, um in Kreiseln die eine oder andere Extrarunde zu drehen.

Kritische Betrachtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

So plausibel jede einzelne Theorie klingen mag - man muss allerdings konstatieren, dass es bisher weder gelungen ist, durch natürliche Selektion eine Herrenrasse zu schaffen, noch dass es erreicht wurde, dem kriselnden Schaustellergewerbe auf die Sprünge zu helfen. Unter Umständen wird sogar der banalste Grund nicht in Betracht gezogen: Der Drogenkonsum der zuständigen Verkehrsplaner. Ein wissenschaftlicher Beweis konnte somit bisher noch nicht erbracht werden.


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